Am 2.4. hatten wir unser halbjährliches überregionales Netzwerktreffen. Im Vorbereitungsteam gab es zu Beginn der Planung des Treffens durchaus Bedenken, wie viele Personen sich beteiligen würden. Schließlich ist nach gut zwei Jahren Pandemie die Erfahrung, dass die Lust auf Online-Treffen wirklich nachlässt. Letztlich waren wir aber von 9:30 bis 15:15 Uhr immer um die 25 Teilnehmer*innen, mit leichter Fluktuation. Ein großer Vorteil der Online-Treffen ist dabei, dass Aktive aus wirklich vielen (13!) verschiedenen Städten zusammenkommen und auch die Hürde für Interessierte nicht so groß ist, die mal ins Netzwerk hineinschnuppern wollen, aber keine Regionalgruppe in ihrer Stadt haben.
Wie üblich koppelten wir Vorstellung der Teilnehmer*innen mit Berichten aus den jeweiligen Städten. Vieles, was berichtet wurde, könnt ihr auf dieser Website nachlesen. Aber es kam auch wieder zum Vorschein, wie viel in den Gruppen im Netzwerk passiert, was unbekannt bleibt, wenn es nicht an die Website geschickt wird. Beispiele: Die Dortmunder Initiative für Bürger*innenräte, eine Initiative für einen Tarifvertrag zur Entlastung des Pflegepersonals in sechs nordrhein-westfälischen Krankenhäusern, eine Veranstaltung der Heidelberger Regionalgruppe zu Rassismus-Erfahrungen von Pfleger*innen, eine in Berlin geplante Care-Konferenz im Mai. Dabei die Bitte an alle: Berichtet, was ihr macht! Und auch an die Kooperationspartner*innen des Netzwerks: Schickt uns Berichte über das, was ihr tut und was im Care Revolution-Kontext relevant ist!
Eine zentrale Position beim Treffen hatte der Input von Barbara Fried (Rosa-Luxemburg-Stiftung) zum Thema „Von einer sorglosen zu einer sorgenden Community. Care-Infrastruktur in die Hände der Gesellschaft.“ Ihre Kernaussage: Eine Vergesellschaftung von Care-Einrichtungen bedeutet nicht nur, renditeorientierte Unternehmen aus diesem Bereich zu verdrängen oder zu enteignen und in Selbstorganisation aufgebaute Care-Infrastrukturen zu fördern. Darüber hinaus sind lokale demokratische Entscheidungsgremien – Care-Räte – erforderlich, damit alle Betroffenen mitentscheiden können. So lassen sich die Interessen von Care-Beschäftigten und von Menschen in häuslichen Care-Situationen oder die Wünsche nach neu gestalteten Sorgebeziehungen verbinden. Beispiele für solche Projekte finden sich etwa in Barcelona oder Madrid. Barbaras Ideen finden sich in einem mit Alex Wischnewski verfassten Aufsatz.
Nach der Pause ging es in Arbeitsgruppen weiter um dieses Thema, aber auch um den öffentlichen Auftritt des Netzwerks, die Verbindungen von unentlohnter Arbeit und Klima sowie die Bedeutung von Utopien für Care-Aktive. Anschließend besprachen wir verschiedene Wege, die sich eröffnen, um die Care Revolution-Tätigkeit durch finanzielle Unterstützung zu erleichtern und zu verstetigen. Unter anderem wurden wir durch die taz gefördert. Näheres findet ihr hier.
Und noch ganz wichtig zum Vormerken: Das nächste Netzwerktreffen wird am 19.11.22 stattfinden. Sowohl die Begrenzung auf einen – gut gefüllten – Tag als auch das Online-Format haben sich bewährt. Wir freuen uns, wenn ihr wieder oder erstmals dabei seid!