Care Revolution | Das Netzwerk Care Revolution ist zurück auf Instagram
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Das Netzwerk Care Revolution ist zurück auf Instagram

Aktuelles – 17. Oktober 2025
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Wie baut man eine nachhaltige Social Media Strategie für ein aktivistisches Netzwerk?

 

Wir sind wieder da! Seit Mitte September wird der zuvor einige Zeit inaktive Instagram Account des Netzwerks Care Revolution wieder bespielt. Mit neuem Design, Formatideen und einem Vorstellungspost starteten wir in unsere zweite Social Media-Ära. Ob und vor allem wie dieser Auftritt aussehen soll, war eine Grundsatzentscheidung. Denn wir sind ein dezentral agierendes Netzwerk ohne Sprecher*innenpositionen, das sich Zeit lässt, um Positionen zu erarbeiten. Mit unserem Care-Fokus stehen wir der Konsum- und Beschleunigungslogik des Kapitalismus kritisch gegenüber. All das widerspricht eigentlich den gängigen Spielregeln auf sozialen Netzwerken.

Abhängigkeit von Social Media vs. die Chancen der Reichweite

Nach der Amtseinführung von Donald Trump verkündete Meta, zu der auch die Plattform Instagram gehört, eine Kehrtwende. Faktenchecks sollten abgeschafft werden und durch sogenannte Community Notes ersetzt werden[1]. Bereits zuvor berichteten viele Nutzer*innen davon, dass Meldungen von menschenverachtenden Kommentaren und Beiträgen ins Leere liefen. Eine Weile wurde automatisch in den Benutzerkonten voreingestellt, dass von Meta als „politisch“ definierte Inhalte anderer Accounts weniger im eigenen Feed angezeigt werden. Diese Einstellung konnte manuell deaktiviert werden, hatte aber einen faden Beigeschmack.

Social Media-Plattformen und die Firmen dahinter gehören wenigen, superreichen Männern. Und wenn die ihren politischen Kurs für ihre eigenen Interessen setzen, den auch durch ihr Vermögen unterstützen, bleibt den Nutzer*innen nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden – oder zu gehen. Letzteres wird durch die Allgegenwärtigkeit der sozialen Medien jedoch schwierig.

Denn hier liegt der Knackpunkt: 14 % der Erwachsenen nutzen Social Media als ihre wichtigste Informationsquelle, unter den 14-19-Jährigen sind es noch einmal mehr. Auch wenn sich anderweitig informiert wird, kommen viele Personen, die auf Social Media unterwegs sind, dort mit politischen Inhalten in Kontakt.[2] Diese Dynamik nicht für die Care Revolution zu nutzen, scheint verschenktes Potential zu sein.

Wir haben uns im vollen Bewusstsein für die Problematik dazu entschieden, den Instagram-Account wieder zu beleben. Dabei war aber klar: Der Account soll ergänzen, nicht unsere bisherigen Angebote ersetzen. Wir veröffentlichen weiter Beiträge auf der Website und verschicken monatlich unseren Newsletter. Auf beides weisen wir auch auf Instagram immer wieder hin. So versuchen wir, unsere Themen in verschiedenen Formaten für verschiedene Zielgruppen sichtbar zu machen. Und zu wissen: Falls wir uns irgendwann vollständig von Meta verabschieden müssen, verschwinden wir nicht gänzlich von der digitalen Bildfläche.

Die Aufmerksamkeitsökonomie vs. die Netzwerkstruktur

Die Welt auf Social Media ist schnelllebig. Es zählen Statements, heruntergebrochen auf Zitatkacheln. Am besten (in Aufrufen und Interaktionsraten, die Währung auf Instagram) ziehen kontroverse Beiträge.  Clickbait (also irreführende Überschriften, die neugierig machen) und Ragebait (bewusst provozierende Aussagen) sieht man so häufig, weil es funktioniert. Wie repräsentativ und vor allem wie wahr die Geschichten sind, ist zweitrangig, wenn es um Aufmerksamkeit geht. Eine erfolgreiche Strategie unter Organisationen und Unternehmen sind auch die sogenannten Content-Faces: Einzelne Personen, die vor der Kamera stehen, nahbar, sympathisch und authentisch wirken, im besten Fall ihre eigene Geschichte erzählen.

Das Netzwerk Care Revolution hat kein einzelnes Gesicht nach außen, wir verzichten bewusst auf Hierarchien und Sprecher*innenpositionen. Für das Netzwerk als Ganzes kann nur gesprochen werden, wenn in unserem internen Prozess eine Position bestätigt worden ist. Das dauert seine Zeit, schnelle Social Media-taugliche Statements können wir so kaum abgeben.

Allerdings, es gibt ihn, den differenzierten, ausführlicheren Bildungs- und Politikcontent auf Instagram. Es ist also nicht aussichtlos, wenn man nicht auf die von der Plattform vorgesehene Maschinerie einsteigen möchte.

Wir wollen uns treu bleiben, auch wenn das bedeutet, nicht die ersten zu sein, die ein Thema bearbeiten, oder wir keine Person vor die Kamera stellen. Aber wir glauben, dass die Care Revolution unersetzlich ist und wir für Dinge kämpfen, die viele Menschen betreffen und interessieren. Wir setzen auf durchdachte Themen, gesetzt vom Netzwerk.

Die Kapazitätsfrage

Nun zu einem leidigen Thema, das aber sicher alle kennen, die sich ehrenamtlich engagieren. Es gibt immer zu viel zu tun und immer zu wenig Kapazitäten. Ein Social Media-Auftritt, der wirken soll, braucht Zeit. Sowohl in der Strategieplanung als auch in der Ausübung.  Im Idealfall wird mehrmals die Woche gepostet, zügig auf Kommentare reagiert und interagiert. Gleichzeitig möchten wir nicht mehr Zeit auf unser Auftreten als auf unser tatsächliches Handeln verwenden.

Die Arbeit des Netzwerks wird aktuell im Rahmen der Kooperation von zwei Teilzeitbeschäftigten von Solidarisch Sorgen e.V. unterstützt. Ein geringer Teil dieser Arbeitszeit fließt nun auch in Social Media. Zusätzlich wurde eine AG gegründet, der alle Mitglieder beitreten können, die am Instagram-Auftritt mitarbeiten wollen.

Wir wollen und müssen aktiv sein, damit das Netzwerk und unsere Arbeit sichtbar wird, aber eben in dem Rahmen, der stemmbar ist. Für uns heißt das aktuell, wir erarbeiten einen Post pro Woche.

Ein Zwischenfazit

Der erste Monat auf Instagram ist nun vorbei. Die große Herausforderung besteht aktuell darin, unsere Community (wieder) zu finden und dem Algorithmus verständlich zu machen, dass der Account wieder aktiv ist (und so unsere Beiträge auch auszuspielen). Das erfordert Kreativität und Flexibilität.

Es zeigt sich aber auch: Wir können auf Unterstützung unserer Mitstreiter*innen zählen und selbst auch Multiplikator*in werden, zum Beispiel indem wir Veranstaltungen teilen.

Das Bespielen des Instagram-Accounts wird ein konstanter Lernprozess bleiben (auch die Spielregeln auf der Plattform ändern sich immer wieder). Dabei werden wir auch immer wieder evaluieren, was funktioniert und was die Prioritäten für uns sind. 

Hier geht es zum Account – wir sehen uns in den Kommentaren!

Silvia Klein, Social Media AG


[1] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/wie-mark-zuckerberg-mit-seinem-trump-kniefall-dem-journalismus-schadet (zuletzt aufgerufen am 14.10.2025)

[2] https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/soziale-medien/545487/individuelle-meinungsbildung-und-aeusserung-auf-sozialen-medien/ (zuletzt aufgerufen am 14.10.2025).

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