Im Verlauf des Netzwerktreffens am 18.11. haben 30 Leute aus 16 Orten teilgenommen. Die meisten Care Revolution-Regionalgruppen waren vertreten, und auch einige Kooperationsgruppen im Netzwerk: Die Werkstatt für Klima, Arbeit und Zukunft (KAUZ), das ATTAC-FLINTA-Plenum, das Konzeptwerk Neue Ökonomie, die Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg, das Netzwerk Grundeinkommen, die Zeitschrift ‚Wir Frauen‘ und ‚Wirtschaft ist Care‘. So nahmen wir uns anfangs einige Zeit für die Vorstellungsrunde, in der es neben der Vorstellung der Teilnehmer*innen auch darum ging, was die einzelnen Gruppen im Netzwerk tun. Neben den Regional- und Kooperationsgruppen gibt es hier noch überregionale Arbeitsgruppen zu Erwerbsarbeitszeitverkürzung und der Planung von Veranstaltungen.
Wir haben das Online-Format, das wir in der Corona-Zeit begonnen haben, beibehalten, weil einfach Menschen aus viel mehr verschiedenen Städten teilnehmen können. Zudem ist die Teilnahme auch Menschen, die in ihrer Mobilität oder durch unaufschiebbare Sorgeaufgaben eingeschränkt sind, leichter möglich. Das Netzwerktreffen als Online-Veranstaltung durchzuführen, hat natürlich auch Nachteile. Die vielen kleinen Begegnungen am Rand und die Zeit, die nicht mit Programm gefüllt ist, fehlen. Wir wollen uns irgendwann auch mal wieder ohne die Kacheln sehen! Die Netzwerktreffen dienen auch immer der internen Diskussion. Diesmal ging es uns darum, dass sich seit Gründung des Netzwerks 2014 die Rahmenbedingungen unseres Handelns sehr verändert haben. Klimakatastrophe, Corona, der Umgang mit Kriegen und Flucht oder die Erosion sozialer Beziehungen sind für unsere Gegenwart und die Zukunftsperspektiven bedrohlich; mit zunehmender Bedeutung von Care in den Debatten, den Streiks der Krankenhausbewegung, Volksbegehren zur Gesundheitsversorgung, der Renaissance des 8.März oder Projekten sorgender Städte in Spanien und Lateinamerika gibt es auch neue Impulse und Erfolge. Wir überlegten miteinander, was für uns als Care-Bewegung und als Netzwerk Care Revolution zu tun ist. Hier ergab sich selbstverstandlich ein Strauß von Antworten, aber er war nicht beliebig. Festhalten lässt sich etwa: Wenn wir uns schnell einigen können, dass die Sichtbarkeit des Netzwerks erhöht werden soll, müssen wir erst recht die Frage beantworten, womit wir denn sichtbar werden wollen. Das bedeutet, intensiv miteinander zu diskutieren. Und es geht auch, so wurde festgestellt, unsere Ideen nicht nur aufs Papier, sondern auch auf die Straße bringen. Damit sie dort aber attraktiv sind, müssen sie an weitgehende Transformationsvorstellungen, die der Größe der Herausforderungen entsprechen, mit Antworten auf das verbinden, was Menschen Tag für Tag im Alltag verzweifeln lässt. Mit der Strategie der Care Revolution haben wir hier über die Jahre viel Brauchbares zusammengetragen. Eingefordert wurde immer wieder, dies noch sichtbarer, verständlicher und für alle attraktiver zu machen – ohne, dies betonten einige, die grundlegende Veränderung der Verhältnisse aus dem Blick zu verlieren. Und wir müssen uns eben bei dem, was wir tun, auch die Frage stellen, ob es zur Veränderung beiträgt.
Nach der Mittagspause diskutierten und beschlossen wir einen Vorschlag, der dem Netzwerk ermöglicht, schneller und einfacher überregional sichtbar zu werden. In Zukunft kann auch der Koordinationskreis bestimmte Entscheidungen treffen, wenn es z.B. um Veröffentlichungen, Presseerklärungen oder die Unterstützung von Aufrufen geht. Das grundlegende Konsensprinzip im Netzwerk oder die Autonomie der Regionalgruppen bleiben dabei erhalten.
Nachmittags fanden schließlich noch Arbeitsgruppen statt. Eine AG diente dem gemeinsamen Brainstorming: Was würden einzelne wirklich gerne einmal bei und mit Care Revolution tun? Während hier die einzelnen Teilnehmer*innen etwas für ihre Gruppenarbeit mitnahmen, ging es in der AG zu Care, Klima und Vergesellschaftung darum, ein – unterm Strich dann ermutigendes – Feedback zur Planung einer Konferenz im nächsten Frühjahr zu erhalten. In der AG zu Frieden und Care versuchten die Teilnehmer*innen dann, über die grundlegenden Differenzen und Unsicherheiten zu sprechen, die in Zusammenhang mit den Kriegen in der Ukraine und in Palästina aufkommen: Während manche Care Revolution-Gruppen sich eindeutig als Teil der Friedensbewegung sehen und dort aktiv sind, möchten sich andere im Netzwerk nicht festlegen. Die Diskussion wurde als schwer und schmerzhaft aber als geprägt durch guten Umgang miteinander wahrgenommen. Eine Fortsetzung wird angeboten.
Schließlich entschieden wir, uns im April 2024 wieder online zu treffen, bevor es dann im Oktober 2024 das große Jubiläumsevent „10 Jahre Care Revolution“ in Leipzig geben wird. Spätestens dann sehr wir uns alle direkt an einem Ort!