Pflegenotstand – Entweder jung und gesund sterben oder sich engagieren für gute Pflege.

“Mir gehts schlecht!” sang der Frankfurter Beschwerdechor  das eigens für unsere Liegeaktion vom 10.12. gedichtete Lied zum Pflegenotstand.

Mir geht’s schlecht – Wenn ich nur an ein Altenheim denk – Wo alte Menschen apathisch sind – Wo die Schwester nach Stunden erst kann – Weil sie nur überfordert wird -Mir geht’s schlecht, weil heut wieder mal so ein Tag ist, geht’s mir schlecht.

Passant_innen blieben stehen und hörten zu, lasen die verschiedenen auf der Strasse liegenden Banner und wollten mehr über unsere Aktion wissen. Es kamen Menschen, die in der Pflege arbeiten, solche, die sich Gedanken machen über ihre Zukunft im Alter, junge, die plötzlich nachdenklich wurden…. unsere Flyer unterschrieben und welche mitnahmen zum Weiterverteilen.

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Das Wetter hatte es gut gemeint mit uns. Eine strahlenden Sonne und ein trockener Boden erleichterten die eigentiche Liegeaktion: auf einer orangenen Matte legten sich drei von uns 10 Minuten auf den Boden vor dem Brockhausbrunnen hin. Wie sollen Menschen gepflegt werden, wenn die Arbeitsbedingungen immer schlechter werden? Wenn die einzelnen Tätigkeiten immer schneller getaktet werden, wenn der Pflegeberuf immer weiter ausdifferenziert wird und zentrale Komponenten aus ihm ausgelagert werden? Es geht um den Menschen, also nicht nur um einen Körper, der gewaschen werden soll, Nahrung erhalten muss und Medikamente. Es geht auch um ein Lächeln, um das Gefühl, wertgeschätzt zu werden, um Zeit für ein Gespräch, um Beratung. Es geht um Beziehungsarbeit, die wichtig ist für den pflegebedüftigen Menschen wie auch für den Pflegenden. Denn auch eine pflegende Person will mehr als nur ein Roboter sein, der bestimmte genormte Gesten ausführt. Nur fällt das dem allgemeinen Sparzwang zum Opfer, mit dem Ergebnis, dass sich immer mehr Pflegende frustriert und ausgebrannt und um das Schönste in ihrem Beruf betrogen fühlen, während sich Pflegebedürftige vernachlässogt, ja verwahrlost fühlen.

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Mir geht’s schlecht – Weil die Pflege nichts kosten soll – Weil’s am besten die Mama macht. – Seh‘ ich dann auf den Rentenbescheid – Dann verzicht‘ ich auf Muttertag – Mir geht’s schlecht, weil heut wieder mal so ein Tag ist, geht’s mir schlecht.

Ja, die Pflege soll am liebsten als Privatsache organisiert werden. Möglichst unbezahlt und unsichtbar. Arm durch Pflege? – Ach!

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Mir geht’s schlecht – Familienarbeit der Frau’n ist umsonst – Doch die Versorgung im Gegenzug nicht – Frau´n, die alleine im Alter stehn – Keinen Mann, keine Kinder, kein Geld – Mir geht’s schlecht, weil heut wieder mal so ein Tag ist, geht’s mir schlecht.

Richtig, Frauen sollen den Löwenanteil übernehmen, denn sie sind ja dafür vorbestimmt, sie sind ja so liebevoll und machen das Unbezahlbare – das also auch nicht bezahlt werden braucht – von Natur aus gerne.

Mir geht’s schlecht – Wenn bei so viel Notstand im Land – die Millio-närs-Anzahl ständig steigt – Wenn die Sparsamkeit unten nur spart – Doch jeder Crash wird von Steuern bezahlt – Mir geht’s schlecht, weil heut wieder mal so ein Tag ist, geht’s mir schlecht.

Doch nichts ist fatal. Es geht auch anders, und das ist, was wir mit unserer Aktion sagen wollen:

Es muss umverteilt werden. Es müssen die Prioritäten anders gesetzt werden, und dann wird wahr, was der Beschwerdechor verkündet:

Mir geht’s guuut – Wenn das Geld bis zum Ersten reicht – Wenn die Miete nicht teurer wird – Wenn der Kaufrausch – aufgehört hat – Das gute Leben in Sichtweite ist – Mir geht’s gut, weil heut wieder mal so ein Tag ist, geht’s mir gut.