Für Sorge – Feministische Bildungswoche in Leipzig

Vom 29. Februar bis zum 08. März 2020 hat das Care-Team des Konzeptwerks Neue Ökonomie Leipzig in Kooperation mit zahlreichen lokalen und überregionalen Organisationen und Einzelpersonen eine feministische Bildungswoche für eine andere Wirtschaft veranstaltet. Zum Abschluss ging die Bildungswoche in den feministischen Streik- und Kampftag über, anlässlich dessen viele Menschen laut und zahlreich auf die Straße gingen. In den darauf folgenden Tagen überschlugen sich die Nachrichten zum Corona-Virus. Damit änderte sich das soziale und politische Leben drastisch.

Durch die weltweit verheerend schnelle Ausbreitung von Covid-19 und dessen lebensbedrohliche Auswirkungen auf sogenannte Risikogruppen spitzen sich die Konsequenzen eines in Deutschland und global seit Jahren kaputt-gesparten Gesundheitssystems akut zu. Verstärkt durch die Pandemie werden sowohl prekäre und arme Lebens- und Einkommensverhältnisse als auch die ungleiche Verteilung aller bezahlten und unbezahlten Sorgetätigkeiten entlang von Klasse, Geschlecht und Herkunft deutlicher denn je sichtbar. Ungleichheiten im Zugang zu medizinischer Gesundheitsversorgung je nach sozialem und rechtlichem Status werden ebenfalls aktuell mehr in Medien und Gesellschaft thematisiert.

Doch diese Themen sind schon lange akut: Seit Jahren kämpfen Pfleger*innen für mehr Personal im Krankenhaus, pflegende Angehörige streiten für eine bessere Versorgung im Privathaushalt und Frauen für eine Umverteilung und Aufwertung von Care-Arbeiten (Sorgearbeit). Deutschlandweite Initiativen setzen sich teilweise seit mehreren Jahrzehnten für angemessene Gesundheitsversorgung und Existenzsicherung für alle Menschen unabhängig ihres Aufenthaltsstatus ein.

All diese Themen, Kämpfe und Forderungen spiegelten sich auch im Programm der feministischen Bildungswoche wieder. Wir wollen uns deshalb an dieser Stelle die Zeit nehmen um darauf zurückzublicken, was während der Bildungswoche passiert ist und was wir erlebt haben. Nicht zuletzt, da viele der Referent*innen und Teilnehmer*innen wichtige Akteur*innen sind für einen Wandeln hin zu einem besseren Gesundheitssystem, gerechteren Care-Verhältnissen und zu einer sozial-ökologischen Wirtschaft – denn das ist in Zeiten der Corona-Pandemie dringender denn je.

Die feministische Bildungswoche hatte zum Ziel Care als politisches Thema im Leipziger Raum sichtbarer zu machen und Akteur*innen aus Care-Bewegungen zu vernetzen. Dafür boten wir zahlreiche Veranstaltungen in 7 Tagen an 3 verschiedenen Orten an.

Care umfasst viele Bereiche – Kochen, Putzen, Kinder betreuen, Menschen pflegen, für einander da sein, Selbstsorge. Alle Tätigkeiten, die sowohl bezahlt als auch unbezahlt getan werden. Dementsprechend breit sind auch die Akteur*innen dieses Sektors aufgestellt. Dies spiegelte sich im Auftakt der Bildungswoche anlässlich des Equal Care Day am 29.02.2020¹ wieder. In einem gut besuchten Worldcafé in der Frauenkultur Leipzig diskutierten die Teilnehmer*innen mit sechs Gästen aus verschiedenen Care-Sektoren (Nachbarschaftspflege Buurtzorg, Medinetz Leipzig, CABL e.V. Leipzig u.a.) darüber, was wir überhaupt unter Care-Arbeiten verstehen und unter welchen Bedingungen sie stattfinden …

Der gesamten Artikel mit Berichten aus den über 11 Veranstaltungen, weiteren Interviews und Podcasts findet ihr hier: https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/fuer-sorge-ein-rueckblick-auf-die-feministische-bildungswoche/

 

¹ Mehr Info zum Equal Care Day, einer Initiative des klische*esc e.V., auf der Website: https://equalcareday.de/