Care Revolution | Gemeinsam die Care-Bewegung weiterentwickeln
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Gemeinsam die Care-Bewegung weiterentwickeln

Aktuelles – 27. Juni 2025

Ein Bericht aus dem Workshop von fair sorgen!, Care Revolution und Wirtschaft ist Care

Die Welt braucht die Care-Bewegung mehr denn je, so erscheint es zumindest vielen von uns, die dort aktiv sind. Wie also können wir die Bewegung weiterentwickeln, anstatt an aktuellen Herausforderungen zu resignieren? Ein guter Anfang ist auf jeden Fall: Verschiedene Gruppen und Aktive zusammenbringen. Das geschah am 16.06.2025 online, organisiert von Aktivist*innen von fair sorgen!, Wirtschaft ist Care und dem Netzwerk Care Revolution.

 

Care-Bewegungen im DACH-Raum

Mit Care Revolution, Wirtschaft ist Care und fair sorgen! trafen sich drei Care-Bewegungen aus dem deutschsprachigen Raum. Wirtschaft ist Care bezeichnet sich als „postpatriarchale Denk- und Handlungswerkstatt“, die in Deutschland und der Schweiz vertreten ist. Sie treten dafür ein, Care für eine zukunftsfähige Wirtschat ins Zentrum des Handels zu stellen. fair sorgen! ist als Bündnis in Österreich aktiv und steht für ein „fürsorgliches, versorgendes und vorsorgendes Wirtschaften“ ein.

Um einander besser kennenzulernen, begann der Abend mit je einem Input zur entsprechenden Bewegung, deren Fokus, Struktur und Entstehungsgeschichte. Anschließend war Zeit für eine gemeinsame Reflexion: Was ist anders im Vorgehen, worin ähneln wir uns? Welche Inspirationen und Fragen ergeben sich aus den Inputs? Wiederkehrende Themen waren dabei die Frage danach, wie und ob sich die Wirksamkeit unserer Aktivitäten sinnvoll messen lässt und dem Verhältnis von aktivistischen Care-Bewegungen zu parlamentarischen Strukturen und Vertretungen.

 

Die Care-Bewegung inmitten politischer Veränderungen

Anschließend näherten wir uns dem Kernthema des Abends mit Eindrücken aus den Bewegungen zur aktuellen politischen Lage und der Rolle von Care. Elisabeth Klatzer für fair sorgen! bemängelte das Fehlen eines öffentlichen Raums für rationale Diskussionen, die monopolistische Struktur der österreichischen Medienlandschaft und wies auf eine steigende Maskulinisierung der Gesellschaft sowie Prekarisierung der Sorge-Arbeit und Sorge-Berufe hin.

Aus dem Netzwerk Care Revolution sprach Elfriede Harth über eine vorherrschende Form des Feminismus, die das (kapitalistische und ausbeuterische) System stütze, statt es zu verändern. Sie wies darauf hin, dass Care keineswegs ein reines Frauenthema sei, sondern alle betreffe. Deswegen sei es wichtig, Veränderung von unten in Gang zu bringen und auf ein Miteinander statt Einsamkeit und Individualisierung zu setzen.

Ina Praetorius aus Wirtschaft ist Care begann mit der Beobachtung, dass es auch eine Gegenbewegung zur Gegenbewegung gebe: Länder, in denen rechte Parteien bei Wahlen keine Erfolge erzielten, die Gründung der Global Alliance for Care, viele Demonstrationen weltweit und auch die Care-Bewegung an sich sei größer geworden, da während der Pandemie ihre Bedeutung sichtbarer wurde. Schließlich verwies sie auf einige theoretische Ansätze, die ihr dabei halfen, nicht zu resignieren.

 

Gemeinsam für das gute Leben!

All dieser Input war eine wertvolle Basis, um danach zunächst in Gruppen (aufgeteilt nach den teilnehmenden Bewegungen) und anschließend im Plenum in einen angeregten Austausch zu gehen. Dabei wurde deutlich, dass viele der Beteiligten motiviert sind, gemeinsame, größere Aktionen auf die Beine zu stellen. Gleichzeitig war vielen die Balance zwischen Graswurzelbewegungen und überregionalen Vernetzungen wichtig. Ebenso sollte jede*r die Aktionsform verfolgen können, die der Person Freude bereitet und die sie gut umsetzen kann.

Spannend waren auch die unterschiedlichen Einschätzungen bezüglich der Care-Bewegung und ihrer aktuellen Position. Während manche Aktive die Bewegung als immer stärker und bedeutsamer ansehen, fürchten andere, dass das Thema Care in der aktuellen politischen Lage untergeht. Genauso gibt es zahlreiche verschiedene Ansätze, um die Care-Zentrierung in der Gesellschaft voranzubringen, die zeigen, wie divers die Bewegung ist. Von einem Fokus auf Kommunalpolitik, dem Verbreiten unserer Ideen in den Medien oder Lobbying war viel dabei. Da stellen sich natürlich auch die Fragen: Wollen wir uns als Care-Bewegung darauf konzentrieren, Denkweisen zu verändern oder darauf, in und mit anderen sozialen Bewegungen mit unseren Zielen handlungsfähiger zu werden? Ist eine Professionalisierung der Bewegung rundum erstrebenswert oder beinhaltet sie auch Fallstricke und Ausschlüsse?

Wir gehen gestärkt aus diesem Abend, mit Freude über den Austausch und neuen Ideen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir uns noch weiter vernetzen und uns bereits bestehenden Plänen zu einem großen Care-Streik in Deutschland und der Schweiz anschließen? Oder lernen, wie wir uns mit Medienbeschwerden über eine einseitige Berichterstattung zum Thema Arbeit, die Care dabei komplett außen vor lässt, wehren? Oder mit Kulturprogrammen einen Beitrag zur politischen Bildung leisten?

Die Diskussion hat gezeigt, dass noch einiges vor uns liegt, um Care ins Zentrum der Gesellschaft zu stellen – aber wir viele Mitstreiter*innen haben, mit denen wir gemeinsam für ein anderes Leben kämpfen können. Wie schön wäre es, regelmäßig (vielleicht jährlich) in einem derartigen Austausch zusammenzukommen!

An dieser Stelle soll dem Vorbereitungsteam (Elisabeth Klatzer, Gertrude Peinhaupt, Ina Praetorius, Elfriede Harth, Angie Weikmann) des Workshops sowie allen Teilnehmer*innen für den wertvollen Austausch gedankt werden!

 

Ein Beitrag von Silvia Klein.

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