Care Revolution | Bericht vom 3. Gesprächsabend "Who Cares?" am 21.10.2025
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Bericht vom 3. Gesprächsabend "Who Cares?" am 21.10.2025

Aktuelles – 05. November 2025

Care-Arbeit in allen Lebensbereichen – Unsichtbares sichtbar machen

Das Netzwerk Care Revolution Rhein-Neckar lud gemeinsam mit dem Projekt „Wiesloch für ALLE“ der Bürgerstiftung Wiesloch und der Partnerschaft für Demokratie Wiesloch zum dritten offenen Gesprächsabend rund um das Thema Care ein.

Den Bericht zur Veranstaltung haben wir von Care Revolution Rhein-Neckar erhalten. Danke!

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Im Mittelpunkt der Gesprächsreihe steht der gemeinsame Austausch über Erfahrungen, Herausforderungen und mögliche Veränderungen im Bereich der Sorgearbeit:

Was bedeutet Care-Arbeit für jede*n von uns? Wie kann sie besser gelebt, gerechter verteilt und stärker gewürdigt werden? Und welche politischen sowie gesellschaftlichen Veränderungen braucht es für mehr Teilhabe und den Schutz der Menschenwürde?

 

An diesem Abend waren Annette Steidel und Sandra Oswald zu Gast.

Beide Frauen sind aufgrund einer chronischen Erkrankung auf den Rollstuhl und umfassende Unterstützung/Assistenz angewiesen. Sie engagieren sich ehrenamtlich, unter anderem im Projekt „Wiesloch für alle“, das sich für mehr Barrierefreiheit und Gleichbehandlung von Menschen mit und ohne Behinderung in der Stadt einsetzt.

Sandra Oswald, examinierte Krankenschwester und Mutter eines dreijährigen Kindes, hat das Projekt innerhalb der Bürgerstiftung Wiesloch initiiert und leitet es bis heute.

Annette Steidel ist seit fünf Jahren vollständig auf Assistenz angewiesen und erlebt z.B. die Auswirkungen des Pflegenotstands hautnah.

 

Im offenen und angeregten Gesprächen wurde u.a. deutlich:

Ein gutes, vertrauensvolles Zusammenspiel zwischen persönlichen – d.h. familiären, freundschaftlichen und nachbarschaftlichen – Beziehungen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und Projekten (wie z.B. der breit aufgestellten Bürgerstiftung), professionellen Akteuren (z. B. Pflegediensten und Beratungsstellen) sowie Politik und Verwaltung ist die entscheidende Grundlage dafür, dass eine „Stadt für alle“ entstehen kann.

Es entstand der Eindruck, dass in Wiesloch nahezu ideale Voraussetzungen herrschen, da das Zusammenspiel in vielen Bereichen bereits gut funktioniert. Auch von Diskriminierungserfahrungen wurde nur vereinzelt berichtet – besonders bei jungen Menschen zeigt sich viel Offenheit und eine natürliche Hilfsbereitschaft.

Durch die psychiatrische Klinik und die ambulanten psychiatrischen Dienste in der Stadt sind viele Wieslocher*innen zudem daran gewöhnt, Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen im Alltag zu begegnen – ob im Stadtleben oder am Arbeitsplatz.

Natürlich bestehen weiterhin Barrieren – insbesondere im Bereich unsichtbarer Behinderungen, wie eine Besucherin betonte. Diese gilt es stärker wahrzunehmen und gezielt anzugehen.

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Ein Fazit des Abends:

Begegnungen im Alltag, Offenheit und Aufmerksamkeit für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Belange fördern ein Klima der Solidarität – ein echtes Füreinander-Dasein und Sorgen. Das scheint besonders gut in überschaubaren Strukturen wie Nachbarschaften oder Stadtteilen zu gelingen.

Gerade angesichts knapper kommunaler Haushalte, zunehmendem Sozialabbau und gesellschaftlichem Rechtsruck ist es heute umso wichtiger, solidarisch zu handeln und gemeinsam für ein gutes Leben für alle einzustehen.

Voller Dankbarkeit für diesen wertvollen und bereichernden Austausch danken wir allen Teilnehmenden – und besonders unseren Gästen Annette Steidel und Sandra Oswald – für ihre Offenheit und Bereitschaft, uns Einblick in ihr Engagement und Leben zu geben.

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