Care Revolution | Regionalgruppe Dortmund
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Dortmund

Care Revolution Dortmund – Arbeitskreis für eine solidarische Gesellschaft

Bei dem Bemühen, für sich und andere zu sorgen, geraten immer mehr Menschen an die Grenzen ihrer Kräfte, ihrer zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten. Folgen sind Erschöpfung, Verlust der Fähigkeit zur Empathie und Verarmung. Betroffen sind davon vor allem Frauen. Grund zur Annahme, dass im Rahmen des bestehenden kapitalistischen Systems mit seiner in alle Lebensbereiche eindringenden Ökonomisierung eine Änderung erfolgt, gibt es nicht.
Nötig ist deshalb ein Perspektivwechsel: Sorge- und Pflegearbeit von der Kinderbetreuung bis zur Versorgung und Begleitung alter und sterbender Menschen gehören nicht in die Hände renditeorientierter Unternehmen. Deren Interesse ist die Maximierung von Profit und die Bedienung ihrer Aktionäre.
Wir setzen uns ein für die Realisierung eines Lebens in Würde, sowohl Pflegebedürftiger als auch Pflegender, entwickeln Schritte in eine solidarische Gesellschaft, in der die menschlichen Bedürfnisse und die Sorge für einander im Zentrum stehen. Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der die Menschen ihr individuelles Leben gemeinschaftlich gestalten und sich nicht als Konkurrenten gegenüberstehen.

Care-Revolution Dortmund

Wir sind ein Kreis von Bürgerinnen und Bürgern aus Dortmund und Umgebung, die sich zusammengefunden haben nach einem Vortrag von Prof. Dr. Gabriele Winker (Jan. 2018). Wir unterstützen und verstehen uns als Teil der bundesweiten Care-Revolution-Bewegung. Wir sind oder waren in sozialen Berufen tätig (Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Mitarbeiter/innen in Pflegeberufen, der Arbeit mit Kindern, Flüchtlingen u.a., Pfarrer/innen). Wir sehen die gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen, von denen auch Dortmund stark betroffen ist (Digitalisierung, Arbeitsplatzverlust im produzierenden Sektor, Globalisierung) vor allem als Aufgabe und Chance, das Zusammenleben neu zu gestalten und die Sorge für und die Arbeit mit Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Als erfahrene und politisch engagierte Bürger/innen sehen wir uns verpflichtet, uns zu Wort zu melden, wenn es um soziale Belange in unserer Stadt geht, kritische Fragen zu stellen und eigene Vorschläge zu machen, die dem Ziel einer solidarischen Gesellschaft dienen. Wir sind davon überzeugt, dass Politik und Verwaltung das intensive Gespräch mit den Bürgern/innen und deren Vorschläge mehr denn je brauchen, um Entscheidungen treffen und Wege gehen zu können, die im Interesse und zum Wohl der Stadt und der hier lebenden Menschen sind.

Erste Aktivitäten

In einem Schreiben an den Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, die im Rat vertretenen Fraktionen und die in der Verwaltung der Stadt Verantwortlichen haben wir unsere Bedenken, Kritik und Fragen zur geplanten Eröffnung einer von einer schwedischen Aktiengesellschaft betriebenen Kindertagesstätte zum Ausdruck gebracht. Anhand der Erfahrungen sowohl in Deutschland wie in Schweden mit von dem Unternehmen betriebenen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen haben wir auf die Gefahren hingewiesen, die von diesem und anderen privaten Unternehmen ausgehen.

Am 1.12.2018 haben wir in Kooperation mit der Kommende Dortmund – Sozialinstitut des Bistums Paderborn, der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen zu Erfahrungsaustausch und Diskussion eingeladen über Thesen von Prof. Dr. Gabriele Winker und Markus Kurth, MdB Bündnis 90/Die Grünen unter der Überschrift: „Gesundheit und Pflege in der Krise – Care Revolution: Schrittmacher für die Politik?!“

Im Rahmen des Deutschen Ev. Kirchentags 2019 in Dortmund waren wir auf dem Markt der Möglichkeiten (Themenbereich 4: Gesundheit – Teilhabe- Lebenshilfe) mit einem Stand vertreten.

Aktivitäten im Sommer 2021

 1. Mitarbeit im Weltgarten

Seit 2005 gibt es das Projekt „Weltgarten“ vom Eine-Welt-Netz NRW. Seitdem tourt es durch NRW, jedes Jahr an einen anderen Ort. Von Juni bis September 2021 ist die immer wieder überarbeitete und erweiterte Wanderausstellung im Dortmunder Westfalenpark. Kennzeichen des Weltgartens ist ein weißes rundes Kuppelzelt, in dem und um das herum die beteiligen Gruppen tageweise ihre Projekte vorstellen, zum Mitmachen einladen, Lernstationen anbieten und dazu beitragen, sich untereinander vor Ort zu vernetzen. Am 28. und 29. Juli war Care Revolution Dortmund beteiligt. Während die Kinder sich mit der Klimaveränderung und Maßnahmen gegen Artensterben, Erderwärmung und CO2-Ausstoß befassten und nicht selten ihr umfangreiches Wissen und ihren Ideenreichtum zum Ausdruck bringen konnten, berichteten Erwachsene von ihren Erfahrungen in der Care-Arbeit, der Situation in Pflegeeinrichtungen und Kliniken. Viele unterstützten die Forderungen der Volksinitiative für Gesunde Krankenhäuser in NRW und haben den Aufruf unterschrieben.

Anziehungspunkt für Kinder war ein selbstgebautes Glücksrad: Jede Zahl eine Frage zum Klima. Manchmal waren es auch die Kinder, die die Erwachsenen befragten: „Warum setzt Du Dich ein für´s Klima?“, will ein Kind wissen. Und: „Welche Partei wählst Du und warum?“, fragt ein 13-jähriger. Er möchte seine Oma davon überzeugen, eine Partei zu wählen, die die Bedrohungen durch die Klimaveränderungen ernst nimmt. Unter den Erwachsenen finden vor allem drei Forderungen des Dortmunder Aufrufs `Platz für Sorge´ Zustimmung:

  1. Damit sich alle an der Sorgearbeit in Familien und Nachbarschaften beteiligen können:  Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit für alle auf maximal 30 Wochenstunden

  2. Damit die Erde nicht zu heiß wird und wir alle gut auf ihr leben können: Güterproduktion gemäß den Belastungsgrenzen der Erde.

  3. Damit die vielen, vor allem migrantischen Betreuer*innen in Privathaushalten Respekt erfahren: Gesetzlich geregelte angemessene Löhne und Arbeitszeiten.

Den gesamten Dortmunder Aufruf „Platz für Sorge“ findet Ihr hier.

2. Volksinitiative für gesunde Krankenhäuser in NRW – für ALLE 

Gemeinsam mit ver.di, Attac und anderen engagierten Gruppen und Einzelpersonen sammeln wir Unterschriften vor den Dortmunder Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, auf Märkten und öffentlichen Plätzen für unsere Forderungen. Alle, die in NRW wohnen und auch gemeldet sind, bitten wir, uns zu unterstützen. Corona hat das Sammeln der erforderlichen Unterschriften im vergangenen Jahr erschwert. Zugleich hat die Pandemie allen vor Augen geführt: Wir brauchen eine Gesundheitsversorgung, die nicht nach dem Geldbeutel von Patientinnen und Patienten fragt. Wir brauchen eine Gesundheitsversorgung, die nicht Gewinninteressen verfolgt. Unterschriftenlisten findet Ihr unter gesunde-krankenhaeuser-nrw.de und weiter zu „Mitmachen“.

Wie Krankenhäuser sein müssen:

patientenorientiert, barrierefrei und selbsthilfefreundlich

Wir fordern, dass die Gesundheitsversorgung an den Bedarfen der Patient*innen und an guter Qualität orientiert werden muss. Gesundheitsversorgung ist eine Aufgabe der Daseinsvorsorge!

wohnortnah und bedarfsorientiert geplant für alle in NRW

Wir fordern eine intensive Analyse und ausreichend Zeit, um den neuen Krankenhausplan NRW zu erstellen – unter breiter Beteiligung aller Betroffenen bis 2021. Vorher darf es keine Umsetzungsschritte oder Vorfestlegungen geben, wie sie z.B. „Gutachten zur Krankenhauslandschaft NRW” aus dem Hause Laumann nahelegt. Wir fordern den Erhalt aller Kliniken, solange eine solche Analyse nicht vorliegt.

vollfinanziert durch das Land NRW

Wir fordern ab sofort die vollständige Refinanzierung der Investitionskosten durch das Land NRW und ein Sonderprogramm zur Behebung des Investitionsstaus von aktuell über 12,5 Mrd. € bis 2024. Krankenhausgebäude und deren Ausstattung zu erhalten und zu modernisieren, ist gesetzlich geregelte Aufgabe des Landes NRW!

mit guten Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten

Wir fordern mehr Personal in den Krankenhäusern und eine gesetzliche Personalbemessung, die eine gute Versorgung für alle sicherstellt! Ausdrücklich beziehen wir uns dabei auf alle Berufsgruppen, auch über die Pflege hinaus.

 ein gemeinwohlorientiertes Gesundheitswesen – ohne Profite!

Wir fordern die Landesregierung als ersten Schritt dazu auf, sich über eine Bundesratsinitiative dafür einzusetzen, die Fallpauschalen (DRG) abzuschaffen und Profite wieder zu verbieten.

3. Care-Bürgerrat in Dortmund

Im Vorfeld der Kommunalwahlen 2020 hatten wir Fragen mit der Bitte um ausführliche Antwort an alle Kandidat*innen für das Amt des Oberbürgermeisters geschickt. Eine Frage lautete: „Werden Sie das Alltagswissen der Menschen durch die Einrichtung von z. B. Bürgerforen und thematischen Räten (Ernährungsrat, Care Rat etc.) nutzen, um das Leben in Dortmund solidarisch und nachhaltig werden zu lassen?“  Am 16.12.2020 schrieb uns daraufhin der neu gewählte OB Thomas Westphal:

„Die von Ihnen angesprochenen Themen der Kinderbetreuung, sowie die Einrichtung von Nachbarschaftsräten gehören für mich klar zur `Großstadt der Nachbarn´. Für die bessere Vorbereitung beider Seiten für einen zukünftigen Termin, möchte ich Sie bitten, mir gerne Ihre Ideen/Konzeptpapiere zuzusenden. Mir ist daran gelegen, gute Ideen unabhängig von ihrer Quelle, zu fördern.“

Am 10. August 2021 konnten wir dem OB in einem ausführlichen Gespräch unsere Überlegungen vorstellen und begründen. Im Herbst 2021 soll das Gespräch, so der Wunsch von OB Westphal, fortgesetzt werden. Bis dahin soll es Gespräche geben mit Rat und Verwaltung der Stadt.

Dass eine institutionalisierte Bürger*innen-Beteiligung an allen politischen Entscheidungen nötig ist, zeigen uns die weithin fehlenden tragfähigen Antworten auf die gebotenen Veränderungen hin zu einer klimagerechten Lebensweise, einer Innenstadt-Gestaltung, die nicht geleitet ist von aneinandergereihten Kaufhäusern und der Aufforderung zum Konsum („Endlich wieder shoppen“ – aktuell ein Werbeplakat in der Innenstadt von Dortmund), sondern vom Bedarf der Bürger*innen nach bezahlbarem Raum zu wohnen, nach grünen Lungen, nach Orten der Begegnung und Erholung, Orten der Kultur, der Entwicklung von Ideen des Zusammenlebens, nach Raum für Kinder und Jugendliche.

Dass eine über Wahlen hinausgehende Bürger*innen- Beteiligung an allen politischen Entscheidungen dringend nötig ist, zeigen uns aktuell u.a. auch die vielen Äußerungen, bei der Bundestagswahl im September nicht wählen zu gehen. Die Demokratie ist gefährdet, eine Entwicklung, die wir sehr ernst nehmen.

Wer bereits Erfahrungen mit institutionalisierten Care- bzw. Bürgerräten in seiner/ihrer Stadt hat, setze sich gerne mit uns in Verbindung. Wir haben großes Interesse, von Euern Erfahrungen zu wissen und daran, uns zu vernetzen.

Kontakt: care-revolution-dortmund@web.de

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