Ein Bericht von Care Revolution Rhein/Main
Wie schon die Jahre zuvor haben sich zu unserer Freude wieder viele Menschen und viele Kinder pünktlich um 17h vor den Treppen des Historischen Museums Frankfurt versammelt. Mit bunten Laternen oder geschmückt mit Leucht- und Lichterketten. Auch das Trommelensemble Alles Blech (http://www.sambaallesblech.de/) war wieder mit von der Partie. Sie begleiteten unseren Laternenzug durch die Frankfurter Altstadt zum Paulsplatz, dem Geburtsort deutscher parlamentarischer Demokratie, und von dort zum Römerberg, dem Platz vor dem Frankfurter Rathaus. Dort gab es Gelegenheit für die Teilnehmenden an dem Umzug, beim Verspeisen einer Brezel sich noch kennen zu lernen und miteinander auszutauschen.
Besonders gefreut hat uns, dass auch das BVZ (https://www.bvz-frankfurt.info/fuer-eltern/veranstaltungstipps/lichtermeer-fuer-inklusion-am-1-november/) unsere Veranstaltung in ihren KiTas beworben hat.
Auf der Kundgebung vor dem Lauf hatte Amira, Mutter eines schwerst behinderten Sohnes, darauf hingewiesen, wie viel die reiche Bankenmetropole Frankfurt noch zu tun hat, um das Leben von Familien wie der ihren bei der notwendigen Fürsorge und Pflege ihre Kindes zu unterstützen. Eine geeignete, behindertengerechte Sozialwohnung? Nur nach mindestens acht Jahren Anmeldung. Eine geeignete Tagespflegeeinrichtung? Fehlanzeige! Das Kind musste in Ingelheim/Rhein untergebracht werden und lebt inzwischen in Wiesbaden. Allein die Teilhabe am Familienleben ist dadurch außerordentlich schwer, was nicht nur für den Sohn, sondern auch für Eltern und Geschwister einen Riesennachteil darstellt.
Jörg, Vater einer ebenfalls schwerst behinderten Tochter, ergänzte Amira mit der Feststellung, dass die Teilhabe seiner Tochter am kulturellen Leben (Oper- oder Museumsbesuch, Teilnahme an einem Workshop…) dadurch erschwert wird, dass es praktisch keine “Toiletten für Alle“ gibt, d.h. die Möglichkeit, einer Jugendlichen oder einer erwachsenen Person auf würdige Art und Weise bei Bedarf eine Windel zu wechseln. Ihre Teilhabe am Schulleben hängt von der Anwesenheit eines persönlichen Assistenten ab. Leider wird das nicht immer gewährleistet. Frankfurt hat eine Karte, in der Parkplätze ausgewiesen sind, doch leider werden die Behindertenparkplätze nicht alle aufgezeigt. Schließlich gibt es in ganz Deutschland nur zwei Einrichtungen, in denen ein Vater (oder eine Mutter) mit dem schwer behinderten Kind eine Mutter-und-Kind bzw Vater-und-Kind-Kur machen kann Aber dafür braucht es zwei Jahre Vorlauf, um einen Platz zu bekommen
Mit anderen Worten, auch 15 Jahre nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention gibt es in Frankfurt und in Deutschland noch gravierende Defizite, auf die dringend nicht nur mit einem Laternenlauf, sondern mit einem Scheinwerfen hingewiesen werden muss! – Wir werden bei der Stadt vorstellig werden und einfordern, dass zumindest die Defizite, für die Frankfurt verantwortlich ist, bald behoben werden.