Erwerbsarbeitszeitverkürzung als Transformationsprojekt im Rahmen der Care Revolution

Wir dokumentieren hier einen Redebeitrag von Gabriele Winker (Care Revolution Freiburg) zum Thema. Sie argumentiert, dass eine Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit von zentraler Bedeutung im Rahmen einer sozialökologischen Transformation ist. Sie ist ein wichtiger Schritt hin zu einer Gesellschaft, die statt Wachstum und Profit reiche soziale und Sorgebeziehungen und die Respektierung der Belastungsgrenzen der Ökosysteme unterstützt.

Redebeitrag im Rahmen einer Podiumsdiskussion der 4-Stunden-Liga am 28.04.23 in Köln

Gabriele Winker, Netzwerk Care Revolution

1 Hohe Bedeutung der Arbeitszeitverkürzung im Rahmen der Care Revolution als sozial-ökologische Transformationsstrategie

Ich bin Mitgründerin des Netzwerks Care Revolution, eines Zusammenschlusses von mehr als 80 Initiativen und mit Regionalgruppen in 10 Städten, das seit 9 Jahren im deutschsprachigen Raum aktiv ist. Wir haben uns gegründet, weil gerade im Neoliberalismus viele Menschen immer größere Schwierigkeiten haben, den Balanceakt zwischen Erwerbsarbeit und unentlohnter Sorgearbeit für sich und andere individuell zu meistern. Dies gilt selbst in einem ökonomisch so starken Land wie der BRD. Insbesondere Frauen leben mit dem dauernden Gefühl, den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Sie sind in ihrer Erwerbsarbeit mit zunehmenden Flexibilitätsansprüchen der Unternehmen, steigendem Leistungsdruck, unbezahlten Überstunden sowie unzureichenden Löhnen konfrontiert. Gleichzeitig sollen sie diese beruflichen Anforderungen mit zunehmenden Aufgaben in der familiären Sorgearbeit vereinbaren, die in Deutschland 56% aller Arbeitsstunden umfasst. Verschärfend kommt hinzu, dass zum Zweck der Kostensenkung Einrichtungen der sozialen Infrastruktur, beispielsweise im Gesundheits- oder Bildungssystem, ab- statt ausgebaut werden.

Arbeit ohne Ende wird damit zur alltäglichen Realität. In der Folge kommt die Sorge für sich selbst zu kurz. Muße ist zum Fremdwort geworden. Die andauernde Überlastung führt zu Erschöpfung bis hin zu psychischen Erkrankungen. Ebenso bleiben wichtige Bedürfnisse von Kindern oder kranken Menschen, die auf Sorge angewiesen sind, unerfüllt. Damit zerstört die derzeitige Politik, die primär das profitgetriebene Wachstum unterstützt, nicht nur, wie allgemein wahrgenommen, das Ökosystem der Erde, sondern gleichzeitig den Menschen.

Das Netzwerk Care Revolution setzt sich daher für gesellschaftliche Rahmenbedingungen ein, unter denen alle Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen können – und zwar umfassend, ohne jemanden auszuschließen und nicht auf dem Rücken anderer; auch nicht unter Inkaufnahme der Zerstörung ökologischer Systeme. Um dieses Ziel zu erreichen, ist für uns neben dem Ausbau der sozialen Infrastruktur und deren Demokratisierung, neben der staatlichen Unterstützung von vielfältigen Gemeinschaftsprojekten von Beginn an eine drastische Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit für alle entscheidend. Denn nur so erhalten Menschen die notwendige Zeit für häufig umfangreiche Sorgeaufgaben für Kinder, unterstützungsbedürftige Angehörige oder Menschen in Not.

2. Positionierung zur Arbeitszeitverkürzung unter Care- und Klima-Gesichtspunkten

Aus care-politischer Sicht ist unstrittig und beispielsweise am Anstieg psychischer Erkrankungen ablesbar, dass die Belastung aus der Summe der entlohnten und unentlohnten Arbeit Menschen überfordert, gerade dann, wenn sie in hohem Ausmaß Sorgeaufgaben übernommen haben. Eine Verringerung der gesamten Arbeitsbelastung und insbesondere der Erwerbsarbeit ist dringend erforderlich.

Aus klimapolitischer Sicht ist es offensichtlich, dass der Beitrag Deutschlands zur Begrenzung der Klimakatastrophe nicht alleine durch eine Umstellung auf nicht-fossile Energieträger und höhere Energieproduktivität gelingen kann. Den Output zu senken, ist unerlässlich; das gilt gerade bezüglich der Güterproduktion und der unmittelbar mit dieser verbundenen Dienstleistungen. In diesem Bereich der Ökonomie ist Arbeit fast ausschließlich Erwerbsarbeit, deren Volumen entsprechend sinken müsste.

2.1 Ökologische und soziale Zerstörung – in den Kapitalismus eingeschrieben

Die Ursachen der rapide zunehmenden Erderwärmung wie auch jene der schnell wachsenden Zahl erschöpfter Menschen liegen im kapitalistischen Wirtschaftssystem. Denn in diesem System gelten sowohl familiäre und ehrenamtliche Sorgearbeit als auch ökologische Kreisläufe als unentgeltliche und scheinbar uneingeschränkt zur Verfügung stehende Ressourcen. Sie werden zum Zweck der Kapitalverwertung ohne Rücksicht auf die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit und der Belastbarkeit von Ökosystemen genutzt.

Hinzu kommt, dass der konkurrenzgetriebene Wachstumszwang der kapitalistischen Gesellschaft immanent ist. Wachstum bedeutet aber, dass immer mehr Rohstoffe und immer mehr Lebenszeit in den Kapitalverwertungsprozess eingesaugt werden. Und Konkurrenz beinhaltet, dass möglichst wenige Mittel zur Reproduktion des menschlichen Lebens und zur Reproduktion ökologischer Kreisläufe aufgewandt werden.

In der Folge ist das derzeitige Wirtschaftssystem weder dazu in der Lage, die Treibhausgas-Emissionen kurzfristig im notwendigen Maß einzuschränken, noch dazu, die finanziellen Mittel für Bildung, Gesundheit und Pflege hinreichend zu erhöhen. Im Gegenteil: Arbeits-, sozial- und umweltpolitische Maßnahmen werden aus Gründen der globalen Konkurrenzfähigkeit in zu geringem Umfang und auf eine Weise durchgeführt, dass nach Möglichkeit Unternehmen noch an ihnen verdienen. Die Gefährdung von Sorgebeziehungen und die ökologische Zerstörung sind also systemisch bedingt. Das bedeutet gleichzeitig, dass auf dieser Stufe der kapitalistischen Entwicklung mit einer drastischen Verschlechterung der Lebensbedingungen zu rechnen ist. Dies gilt insbesondere für den Globalen Süden, in dem die Hungersnot zunimmt, aber auch für jene Menschen in Europa, die nur über geringe finanzielle Ressourcen verfügen.

2.2 Erwerbsarbeitszeitverkürzung als ein zentrales politisches Instrument

Wenn wir nicht zulassen wollen, dass soziale und ökologische Krisen auf dem Rücken der Erwerbstätigen ausgetragen werden, ist eine deutliche Reduktion der Vollzeit-Erwerbsarbeit auf zunächst nicht mehr als 30 Stunden pro Woche für alle unabdingbar. Alle erwerbsfähigen Personen haben dann höchstens eine kurze Vollzeit mit von den Beschäftigten steuerbaren flexiblen Langzeitkonten, so dass auch die individuelle Zeitsouveränität steigt. Grundlegend ist, dass die Verkürzung der Lohnarbeitszeit mit einem Lohnausgleich für schlechter verdienende Beschäftigtengruppen einhergeht und ohne Erhöhung der Arbeitsintensität verwirklicht wird.

Eine solche Erwerbsarbeitszeitverkürzung verbessert in vielfältiger Weise die heutigen Lebensbedingungen vieler Menschen.

  1. Zunächst erhalten Menschen deutlich mehr verfügbare Zeit, als gegenwärtig beispielsweise berufstätigen Eltern zur Verfügung steht. Dies verringert ganz direkt den Druck, der auf Menschen insbesondere mit umfangreichen Sorgeaufgaben lastet. Auch ist es bei größerem individuellen Zeitbudget für alle Menschen, unabhängig vom Geschlecht, einfacher, sich an der unentlohnten Sorgearbeit zu beteiligen. Weniger Zeit, die in der Erwerbsarbeit verbracht wird, unterstützt die Umverteilung der Haus- und Familienarbeit und kann zu einer geschlechtergerechteren Aufteilung der unentlohnten Sorgearbeit führen. Der durch die Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit entstehende Zeitgewinn, erhöht auch den notwendigen zeitlichen Spielraum für soziales, kulturelles und politisches Engagement.
  2. Ferner lässt sich mit einer Erwerbsarbeitszeitverkürzung, wenn sie mit vollem Lohnausgleich für die Bezieher*innen niedrigerer Löhne und Gehälter einhergeht, die immer weitere Spreizung der Einkommen aufhalten. Diese schrittweise Angleichung von Löhnen und Gehältern ist auch wichtig, um bei einer weiteren Verringerung des Erwerbsarbeitsvolumens Armut zu verhindern. Ziel ist eine möglichst weitgehende Nivellierung der Einkommensdifferenzen, so dass zukünftig die Forderung nach gleichem Verdienst pro Erwerbsarbeitsstunde für alle nicht mehr so utopisch klingt, wie es heute noch der Fall ist. Die konsequente Fortsetzung einer solchen Entwicklung ist ein gleiches Einkommen für alle, unabhängig vom Umfang der geleisteten Erwerbsarbeitsstunden. Damit wird die Trennung der gesellschaftlichen Arbeit in eine entlohnte und eine nicht entlohnte Sphäre grundlegend in Frage gestellt.
  3. Min dem Maß, in dem sich mit einer Erwerbsarbeitszeitverkürzung das gesamte Volumen der Erwerbsarbeit verringert, ist die Gesellschaft gezwungen, eine Debatte über den Stellenwert einzelner Wirtschaftsbereiche zu führen: Die Produktion welcher Güter soll abgebaut werden und in welchem Umfang sollen gleichzeitig beispielsweise das Gesundheits- und das Bildungswesen ausgebaut werden? Entsprechende Entscheidungen können unter kapitalistischen Bedingungen nicht die Form umfassender gesellschaftlicher Planung annehmen. Eine solche Reflexion und Umsetzung ökonomischer Schwerpunktsetzungen kann aber z.B. durch Produktionsverbote, staatliche Lenkung von Investitionen und Aufträgen oder durch gezielte Besteuerung durchaus eine Wirkung haben. Auf diese Weise unterstützt eine Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit die Eindämmung der Klimakatastrophe in dem Maß, wenn die Folge die Produktion von Gütern zurückgefahren wird und stattdessen öffentliche Daseinsvorsorge ausgebaut wird. Denn bei der Produktion von Gütern ist der CO2-Ausstoß je Euro Umsatz etwa fünfmal so hoch wie bei der Produktion von Dienstleistungen.
  4. Damit bei einer Verringerung der Produktion alle auf einem akzeptablem Niveau leben können, ist gleichzeitig eine Stärkung des kollektiven Konsums naheliegend. Es geht also um den Ausbau des öffentlichen Bildungs- und Gesundheitsbereichs, aber auch des öffentlichen Freizeitbereichs, beispielsweise den Ausbau öffentlicher Schwimmbäder oder des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Auch die gemeinsame Nutzung von Autos, Werkzeug oder Waschmaschinen ist aus ökologischen und Versorgungsgesichtspunkten sinnvoll.
  5. Dieses Mehr an verfügbarer Zeit kann auch Veränderungen in der Lebensweise unterstützen. Denn ein entspannteres Leben stärkt die Bedeutung sozialer Beziehungen und verringert die Bedeutung kompensatorischen Konsums. Hierfür sprechen etwa Umfragen, die den Wunsch Beschäftigter bestätigen, Verbesserungen im Tarifvertrag als Verkürzung der Arbeitszeit statt einer Lohnerhöhung zu erhalten. Das Interesse an veränderten Formen des Zusammenlebens wird heute bereits sichtbar in Gemeinschaftsprojekten, insbesondere in Commons. Dort machen Menschen wichtige Erfahrungen mit vergemeinschaftetem Besitz und organisieren ihre Entscheidungsprozesse kollektiv. Dort wird teilweise bereits unabhängig vom Verdienst der einzelnen Mitglieder das Einkommen gleichmäßig oder aber nach Bedarf aufgeteilt. Diese Leuchttürme, die schon ein wenig in die Zukunft weisen, lassen teils auch Lebensweisen jenseits der Kleinfamilie attraktiv erscheinen.
  6. Zu guter Letzt stellt eine allgemeine Verkürzung der Erwerbsarbeit auch einen Ausblick in eine Alternative zum Kapitalismus dar: Wenn durch die tendenzielle Angleichung der Stundenlöhne (partieller Lohnausgleich) und eine Angleichung der Arbeitszeiten Einkommensunterschiede immer geringer werden, geht auch der Anreiz zurück, aufgrund von Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sich zu entsolidarisieren oder unzumutbare Bedingungen hinzunehmen. Letztlich wird auch ein gleiches Einkommen für alle – im Kapitalismus nicht zu verwirklichen – eher vorstellbar.

3. Erwerbsarbeitszeitverkürzung – ein Projekt für ein gesellschaftliches Bündnis

Die Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit musste schon immer in harten Auseinandersetzungen erkämpft werden. Die Reduktion der Erwerbsarbeitszeit wird nicht von selbst kommen, denn im Interesse der Unternehmen ist sie nicht. Dies gilt nicht nur für die Ebene einzelner Unternehmen, sondern auch für die Gesamtwirtschaft. So ist in Deutschland die Jahresarbeitszeit bei Vollzeit seit 30 Jahren ziemlich konstant, obwohl Umfragen regelmäßig belegen, dass Vollzeitbeschäftigte eine Verkürzung ihrer Beschäftigungszeit wünschen.

Die Verkürzung der Arbeitszeit mit all ihren positiven Effekten für ein gutes Leben verstärkt in die gesellschaftliche Debatte zu tragen, sehe ich als Aufgabe sozialer Bewegungen. Ein gemeinsames Vorgehen von Gewerkschaften mit Gruppen der Klimabewegung sowie care-politisch und feministisch motivierten Gruppen liegt also nahe und ist sicherlich für die erforderliche Kraft und das erforderliche politische Framing einer Arbeitszeit-Kampagne notwendig. Aus den Perspektiven der jeweiligen Bewegungen betrifft eine solche Kampagne die Verteidigung der ökologischen Räume, der körperlichen und psychischen Unversehrtheit sowie der Möglichkeit erfüllter sozialer Beziehungen. Kaum überzogen geht es um die Verteidigung des Lebens gegen die Zerstörungen der kapitalistischen Produktionsweise.

Klima, Lebensqualität, geschlechtliche Arbeitsteilung, soziale Gerechtigkeit, Umgestaltung der Lebensweise, Ausblick in eine gesellschaftliche Alternative – Erwerbsarbeitszeitverkürzung könnte ein Schlüsselprojekt sozialer Bewegungen sein. Ob sich hier etwas erreichen lässt, hängt jedoch in hohem Maß an Großorganisationen. Eine flächendeckende Umsetzung ist möglich durch Tarifverträge über breit unterstützte gewerkschaftliche Kämpfe oder über das Arbeitszeitgesetz, also eine von einer Partei ins Parlament gebrachte Gesetzesänderung. Können wir uns ein Bündnis aus zwangsläufig nicht nur kleinen Organisationen und Gruppen vorstellen, das den Schwung aufbringt, die Gewerkschaft oder eine parlamentarische Linke – soweit sie noch existiert – hierfür zu interessieren?

Da zudem auf der gesamtstaatlichen Ebene der Weg eines Plebiszits verschlossen ist, bleibt sozialen Bewegungen zunächst nur das „steter Tropfen höhlt den Stein“-Einwirken in gesellschaftlichen Debatten und einzelnen Arbeitskämpfen. Deswegen bringt das Netzwerk Care Revolution die genannten Argumente bei feministischen Aktionen wie dem feministischen Streik, aber auch bei Frauenkongressen innerhalb der Gewerkschaften ein. Wir führen die oben genannte Argumentation auch auf den Klimastreik-Demos auf Flugblättern und Plakaten mit. Besonders viele Diskussionen zur Arbeitszeitverkürzung ergeben sich auf Demonstrationen und Feiern zum 1. Mai, an denen sich das Netzwerk Care Revolution in mehreren Städten unter dem Motto „1. Mai – auch Tag der unsichtbaren Arbeit“ beteiligt und dabei auf die unentlohnte Care-Arbeit hinweist, die eine verallgemeinerte Erwerbsarbeitszeitverkürzung erfordert.

4. Solidarische Gesellschaft als konkrete Utopie

Abschließend möchte ich meine konkrete Utopie skizzieren, da die Vorstellung einer solidarischen Gesellschaft, auch wenn ihre Realisierung weit entfernt ist, heute bereits als Orientierung in politischen Kämpfen wichtig sein kann. Denn auch wenn es gelingt, die Erwerbsarbeit drastisch zu reduzieren und darüber hinaus auch die öffentliche Daseinsvorsorge umfassend auszubauen und Unternehmen zu vergesellschaften, Armut einzudämmen uvm., wird es auch weiter zur Abwertung familiärer und ehrenamtlicher Arbeit kommen.

Um diese Abwertung zu durchbrechen, gilt es, die für den Kapitalismus funktionale Sphärentrennung zwischen entlohnter und nicht entlohnter Arbeit aufzuheben. Das bedeutet nicht, dass die bisher unentlohnte Sorgearbeit entlohnt werden und damit auch dieser Bereich der Leistungskontrolle unterworfen werden soll. Vielmehr geht es darum, die Lohnarbeit zu überwinden und Arbeit in ihrer unentlohnten, direkt auf die Befriedigung von Bedürfnissen gerichteten Form zu verallgemeinern. Klar ist, dass ein solcher Vorschlag der Überwindung der Lohnarbeit endgültig den Rahmen einer kapitalistischen Gesellschaft sprengt. Dies ist auch notwendig, um tatsächlich Ausbeutung und Herrschaft zu überwinden.

In einer solidarischen Gesellschaft haben entsprechend alle Menschen freien Zugang zu dem, was in arbeitsteiliger Praxis geschaffen wird, und alle tragen gemäß ihren Bedürfnissen zur notwendigen Arbeit bei. Das bedeutet, sie entscheiden selbst über ihren Beitrag. Über Gespräche, digitale Hinweisgebung sowie die Planung anstehender Aufgaben werden die Beiträge und die Bedarfe koordiniert. Gesellschaftliche Entscheidungen, dazu gehören auch ökologisch relevante Entscheidungen, werden über offene Versammlungen vor Ort oder über Räte in überregionalen Kontexten abgestimmt. In einer solchen Gesellschaft gibt es keine privatwirtschaftliche Orientierung an Profiten mehr auf Kosten von menschlicher und nicht-menschlicher Natur. Stattdessen wird ein sorgender und solidarischer Umgang miteinander durch die gesellschaftliche Grundstruktur gestützt.

Ausführlicher nachzulesen bei

Winker, Gabriele (2021). Solidarische Care-Ökonomie. Revolutionäre Realpolitik für Care und Klima. Bielefeld: transcript-Verlag