Gesundheits- und Care-Block auf der 8. März Demo in Berlin

Zum internationalen Frauen*kampftag am 8. März tragen weltweit Menschen ihre feministischen Kämpfe für Emanzipation, Selbstbestimmung und ein würdevolles Leben gemeinsam auf die Straßen. Wir beteiligen uns daran mit einem Gesundheits- und Care-Block auf der Berliner Frauen*kampftagsdemo 2018!
Kommt am 8. März zur Frauen*kampftagsdemonstration um 17 Uhr am Hermannplatz. Beteiligt euch am Gesundheits- und Care-Block! Treffpunkt am Hermannplatz/Ecke Hasenheide. Bringt Arbeitskleidung und -utensilien mit oder werdet als Patient*innen und Angehörige sichtbar!

Wir benutzen den Begriff „Care“, um damit alle Lebensbereiche der öffentlichen und privaten Sorgearbeit – die Betreuung, Erziehung und Ausbildung von Kindern und die Pflege von Kranken und Älteren – zusammengefasst zu beschreiben. In diesem Care- Bereich bestimmen Sexismus, Rassismus und soziale Diskriminierung die ungleiche Verteilung von Einkommen, Arbeit und Anerkennung. In den Gesundheits- und Pflegeberufen und im gesamten Care-Bereich arbeiten überwiegend Frauen*. Der Anteil weiblicher* Arbeitskräfte im Gesundheits – und Pflegebereich liegt bei 91 Prozent. Das liegt daran, dass in unserer Gesellschaft Sorge als natürliche Eigenschaft v.a. Frauen* zugeschrieben wird. Eine direkte Folge davon ist, dass diese Bereiche von schlecht entlohnter oder unbezahlter Arbeit und mangelnder Anerkennung bestimmt sind.
Für ein profitorientiertes Gesundheitssystem werden die Lohnkosten gedrückt, dadurch steigt die Arbeitsbelastung und die Qualität der Versorgung leidet. Die Verweildauer von Patient*innen in Krankenhäusern sinkt ständig, eine Pflegekraft hat immer mehr Patient*innen zu betreuen. Dabei steigen die Erlöse der profitorientierten Krankenhauskonzerne. Die Beschäftigten leiden unter der Arbeitshetze und darunter, ihre Arbeit nicht den eigenen Ansprüchen gemäß ausführen zu können. Diese Überlastung wirkt sich auch auf die Patient*innen aus. Dies gilt etwa für die hohe Gefahr, sich mit Krankenhauskeimen zu infizieren, oder für Situationen, in denen hilfebedürftige Patient*innen warten müssen, ob und wann sich jemand um sie kümmert.

Auch im Privaten sind es vielfach Frauen*, welche die Lücken des staatlichen Gesundheitssystems durch unbezahlte Sorgearbeit auffangen. Es sind in überwiegender Zahl Frauen*, die die ‚blutigen Entlassungen‘ aus kostenoptimierten Krankenhäusern kompensieren. Sie pflegen ihre Angehörigen und verzichten dafür auf Einkommen, Rentenansprüche und Selbstsorge. Teilzeitbeschäftigung und Altersarmut sind für viele Töchter, Partnerinnen, Freundinnen und Enkelinnen eine Folge davon, dass ihre unsichtbare und unbezahlte Sorgearbeit als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Diejenigen, die ihre Angehörigen nicht selber versorgen können und sie nicht in Heime geben wollen, beschäftigten wiederum ärmere und entrechtete Frauen*, oft Migrant*innen, in ungeschützten Verhältnissen in Privathaushalten.
In Berlin haben die Tarifkämpfe der Charité-Beschäftigten in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es sich lohnt, für bessere Bedingungen im Pflege- und Gesundheitsbereich zu kämpfen. Der Volksentscheid für Gesunde Krankenhäuser soll nun ein Gesetz erwirken, durch das Mindestpersonalzahlen für Pflegekräfte und andere Berufsgruppen festgelegt werden und die öffentlichen Investitionen in Krankenhäuser ausgebaut werden (www.volksentscheid-gesunde-krankenhaeuser.de).

Wir, die Aufrufenden, fordern eine ausreichende Finanzierung und ein Gewinnverbot für das Gesundheitssystem und einen Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle Menschen! Wir treten für Verbesserungen in der bezahlten und unbezahlten Sorgearbeit ein. Gesundheit darf keine Ware sein, Kranke kein Mittel der Gewinnmaximierung. Pflegekräfte dürfen kein Kostenfaktor sein, Angehörige oder Freund*innen sowie Entrechtete und Illegalisierte nicht Lückenbüßer*innen eines maroden Systems.

Berliner Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus | Care Revolution Berlin | Pflegeazubis vernetzt

Hier gibt es den Aufruf zum Gesundheits- und Care-Block in layouteter Form.  Und den allgemeinen Aufruf zum 8. März gibt es hier.