Kundgebung auf dem „Platz der Sorge“ in Freiburg

In einer von vielen Sprecher*innen getragenen Kundgebung benannte das Bündnis „Platz für Sorge“ anlässlich des Internationalen Frauenkampftags den zentralen in der Altstadt gelegenen Rathausplatz in „Platz der Sorge“ um. Parallel fanden ähnliche Aktionen in anderen Städten statt. „Platz für Sorge“ ist in Freiburg ein breites Bündnis von 45 Initiativen. Dies ist für die hiesigen Verhältnisse eine große Zahl, die in ihrer Unterschiedlichkeit verschiedene Care-Bereiche und politische Spektren umfasst. Beteiligt daran sind viele feministische und Frauengruppen ebenso wie Care Revolution oder der Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit, das Netzwerk solidarisches Gesundheitswesen oder die Initiative Faire Pflege. Auch die drei Gruppierungen, die die Gemeinderatsfraktion „Eine Stadt für Alle“ tragen, die Partei die Linke und die Grüne Jugend sind dabei. Wichtig auch, das Gruppen aus der Solidarität mit Geflüchteten wie Solidarity City und die Aktion Bleiberecht ebenso beteiligt sind wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion aus der Klimabewegung. Aber auch Initiativen wie das Netzwerk PflegeBegleitung oder die Außerstationäre Krisenbegleitung sind Teil dieses Bündnisses. So kommen hier Initiativen, die sich bei Sorgeaufgaben gegenseitig unterstützen, mit solchen zusammen, die für bessere Rahmenbedingungen eintreten.

Weil wir ein umfangreiches Programm aufgestellt hatten, waren wir froh, dass der Tag kühl, aber sonnig wurde. So fanden die 150-200 Teilnehmer*innen an der Kundgebung trotz des gebotenen Abstands immer ein gemütliches Plätzchen.

Zu Beginn weihten wir den Platz der Sorge im Rahmen einer Einweihungsrede_Platz_fuer_Sorge_Freiburg ein, die die Beweggründe und die Aufruf_PfS_web des Bündnisses darstellte. Dazu gehörte auch die Enthüllung des Platzschildes. Anschließend demonstrierte eine kleine Performance, wie Sorgearbeitende ihre wichtige Arbeit leisten – weitgehend unsichtbar und von unnötigen Lasten behindert. Im Laufe der Performance befreiten sie sich aus der Unsichtbarkeit und von den Lasten und feierten gemeinsam mit denen, für die sie sorgten; dies waren Corona-gemäß ausgestopfte menschengroße Puppen.

Den Hauptteil der Kundgebung machten dann die Beiträge und Gesprächsrunden aus, in denen Menschen von ihrem Sorgealltag und ihrem Streben nach Veränderung berichteten. Dabei achteten wir anlässlich des 8.März darauf, dass fast ausschließlich Frauen sprachen, die auch den Großteil der Sorgearbeit tragen: Eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, wovon eines körperlich behindert ist, beschrieb ihren Alltag. Gewerkschaftliche Aktivistinnen aus der Uniklinik stellten Belastungen und Kämpfe des Personals dar. Teilnehmerinnen eines Selbsthilfe-Gesprächskreises pflegender Angehöriger schilderten, wie sie sich in ihrer schwierigen Situation gegenseitig unterstützen. Eine Medizinerin stellte die Initiative für ein solidarisches Stadtteilgesundheitszentrum vor. Frauen aus der Initiative „Geburtswohnung Kuckucksnest“ beschrieben, wie sie Schwangeren die Möglichkeit zu einer selbstbestimmten Hausgeburt auch dann ermöglichen, wenn deren Wohnverhältnisse die Geburt in der eigenen Wohnung nicht zulassen. Ein Gewerkschaftssekretär rief zu einer Kundgebung gegen die Caritas auf, die mit ihrem Veto verhindert, dass ein für alle Beschäftigten in der Altenpflege gültiger Tarifvertrag eingerichtet wird. Und zum Abschluss steuerten Schülerinnen von Fridays for Future einen Poetry Slam bei. Dies war uns ein besonderes Anliegen, weil wir Sorge weiter fassen wollen als allein das Kümmern von Menschen umeinander. Es gehört auch dazu, dafür Sorge zu tragen, dass die allgemeinen Bedingungen menschlichen Lebens erhalten bleiben. Wichtig ist uns zudem, dass Gruppen von Menschen wie Geflüchtete nicht von den Rechten, die in Deutschland erkämpft wurden, ausgeschlossen werden. Deshalb passte es gut, dass Solidarity City Freiburg einen Newsletter zum Thema „Platz für Sorge“ verteilte.