Zum Lesen empfohlen: Antje Schrupp zum Ausbau des Pflegeunterstützungsgeldes

Elfriede Harth aus der Care Revolution-Regionalgruppe Rhein/Main hat uns auf einen in der Zeit erschienenen Beitrag von Antje Schrupp aufmerksam gemacht. Antje Schrupp ist selbst immer wieder im Netzwerk Care Revolution unterwegs; sie schreibt und spricht zu Themen wie Elternschaft oder unentlohnter Arbeit aus einem feministischen Blickwinkel. weiterlesen

12. Mai – Internationaler Tag der Pflegenden

Aktion auf dem Wochenmarkt in Offenbach/Main

Wir alle waren, sind oder werden mit aller Wahrscheinlichkeit mal pflegebedürftig sein. Daher gilt: Wer nicht verwahrlost, einsam und alt sterben will, sollte rechtzeitig wählen: entweder sich einsetzen für eine drastische Verbesserung der Bedingungen, unter denen Pflege stattfindet, oder jung und gesund sterben. weiterlesen

1. Mai – Tag der unsichtbaren Arbeit auch in Frankfurt

Auch dieses Jahr war unsere Regionalgruppe an diesem sonnigen 1. Mai wieder präsent an der Hauptwache in Frankfurt mit unserer Wäscheleine, an der neben Windeln und Putzlumpen auch Karikaturen und Banner hingen.

Es geht uns nicht bloß darum, dass unsichtbare Arbeit gesehen und gebührend wertgeschätzt wird, als grundlegend notwendig für das Leben schlechthin und für den sozialen Zusammenhalt, sondern auch, dass die Menschen, die diese Arbeit erbringen, genügend Zeit dafür haben. Dass nicht nur die Nutzniessenden von Sorgearbeit ihre Bedürfnisse erfüllt sehen, sondern dass auch die, die die Sorgearbeit leisten, zufrieden sein können mit dem, was sie bewirken, nämlich allgemeines Wohlergehen und die erfüllende Erfahrung von Selbstwirksamkeit. weiterlesen

1. Mai 2022 in Frankfurt – Tag der unsichtbaren Arbeit

Wie in den vergangenen Jahren haben wir von Care Revolution in Frankfurt  erneut an der von den Gewerkschaften organisierten 1.Mai-Demo teilgenommen. Nach zwei mühseligen Jahren Covid-19 Pandemie, die die den unverantwortlichen Geiz einer neoliberalen Politik in Sachen Rahmenbedingungen und Infrastrukturen öffentlicher Daseinsvorsorge offenlegte, war der Krieg in der Ukraine und die von Regierungsseite geplanten Ausgaben von 100 Milliarden Euro für Aufrüstung eines der bestimmenden Themen des 1. Mai. Praktisch über Nacht wurden zentrale Positionen der Nachkriegspolitik aufgegeben und ein tot geglaubter Militarimus wiedererweckt.

Die Aktiven unserer Regionalgruppe sind sich darüber einig, dass der Einfall Russlands in der Ukraine nicht zu rechtfertigen ist und der ukrainischen Zivilbevölkerung jegliche Unterstützung zur Verfügung gestellt werden soll. Aber Aufrüstung ist abzulehnen.

Widerstand gegen Unrecht ist wichtig und notwendig. Die persönliche Entscheidung von Partisan:innen und Widerstandskämpfer:innen gegen einen inneren oder äußeren Feind zu kämpfen, ist etwas ganz anderes als ein Krieg, der von Regierenden organisiert wird, die selbst nicht die Waffen ergreifen, sondern andere Menschen an die Front schicken um zu töten.

Die 100 Milliarden Euro Steuergelder, die die Waffenindustrie erhalten soll, um Zerstörungsmaschinen zu produzieren, werden dringend anderswo gebraucht. Christine Rudolf hat nach einerm Austausch in einer Gruppe Care Revolution Aktiver in einem Artikel eine Liste Infrastrukturen zusammengestellt, die für unser gutes Zusammenleben notwendig sind.

Wir wollen uns weiterhin dafür einsetzen, dass Sorgearbeitende gesehen und wertgeschätzt werden und ihnen die notwendige Unterstützung zuteil wird, die sie brauchen um das tägliche Leben aller zu ermöglichen. Am 12. Mai ist Internationaler Pflegetag!

Die Waffen nieder! Care Revolution in Frankfurt aktiv

Die Care Revolution-Gruppe aus Frankfurt hat heute erneut gegen Krieg und Gewalt demonstriert. Bereits für den 8. März hatten wir ein Banner gefertigt, um den Kampf der Sozialarbeiter*innen und Erzieher*innen zu unterstützen. Care-Berufe – überhaupt Care-Arbeit, bezahlt oder unbezahlt – muss aufgewertet werden.

Es erscheint fast unmöglich, angemessene Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Aber ohne mit der Wimper zu zucken, werden Milliarden für Waffenproduktion locker gemacht. Gewalt ist nicht die Lösung für Gewalt!

Zusammen mit vielen anderen Organisationen sind wir für Abrüsten. Denn Waffen und Krieg bedeuten Austeritätspolitik und Sparen bei den Ärmsten und Verwundbarsten.

Tag der unsichtbaren Arbeit am 1. Mai in Frankfurt

Trotz Corona – und wegen Corona mit Maske und Abstand – sind viele zum 1. Mai in Frankfurt auf die Straße gegangen. Auch wir. Und #CareArbeit nahm ziemlich viel Raum ein! Nicht nur durch unsere Botschaften, unsere Banner, unsere Plakate, sondern auch in den Redebeiträgen der diversen Redner*innen auf der Schlusskundgebung am Opernplatz. Corona hat die Bedeutung von Care-Arbeit sichtbar gemacht. Selbst für die, die das bislang einfach stur ignoriert haben.

Guerilla-Aktion am 1. Mai in Frankfurt

 

 

 

Care Revolution Frankfurt hat am 1. Mai eine Guerilla-Aktion vor dem Rathaus in Frankfurt durchgeführt.

Der Hausmeister des Rathauses hat zwar die Polizei gerufen, die dann auch mit 7 Mann ankam, aber wir haben unsere Fotos machen können und dann halt die Sachen an den Bauzaun gegenüber des Rathauses hingehängt und dort hängen lassen – samt alter Klobürsten und Putzlumpen.

 

Wir müssen das Patriarchat entsorgen – Gespräch mit Elfriede Harth

Dieses Gespräch mit Elfriede Harth über den Women March hat Tamara Marszalkowskis für das Journal Frankfurt am 18.1.19 geführt:

Am kommenden Samstag, den 19.1., findet wieder der Women’s March statt. Wir haben mit Elfriede Harth, Aktivistin und Mitgründerin des Care Revolution Netzwerk Rhein-Main, über die ungerechte Verteilung von Sorgearbeit gesprochen.

JOURNAL FRANKFURT: Wofür gehen Sie am Samstag auf die Straße?

Elfriede Harth: Bei Women’s March gehen wir auf die Straße, weil Frauen immer noch ausgebeutet werden. Sorgearbeit, Kinder- und Pflegeberufe, Hausarbeit – diese Arbeit wird zu 80 Prozent von Frauen verrichtet. Und diese Arbeit ist meist unbezahlt. Wir sind unter anderem für eine gerechtere Verteilung dieser Arbeit. Der Sozialstaat ist reformierungsbedürftig – wir müssen uns ein neues System der sozialen Absicherung ausdenken.

Wie könnte das aussehen?

Die Regierung müsste mehr Geld investieren in eine öffentliche Daseinsvorsorge. Als Möglichkeiten sehen wir Punkte wie bedingungsloses Grundeinkommen, gekoppelt mit Halbtags-Arbeit, eine Bürgerversicherung, zu der alle beitragen müssen. Sorgearbeit, Geld und Zeit müssten anders verteilt werden.

Wo sehen Sie das Problem?

Wir leben in einer alternden Gesellschaft. Es fehlt so viel an Personal! Wir lagern ja nicht nur die Betreuung der Kinder aus, sondern eben auch noch die Betreuung der Alten. Schauen Sie sich den Pflegeberuf an. Das ist hauptsächlich ein Frauenberuf. Dort verdient man wenig, die Bedingungen sind schlecht, die Frustration ist hoch und man muss harte körperliche Arbeit verrichten. Es ist ein wachsendes Bewusstsein der Gesellschaft da, dass sich etwas ändern muss. Wieso verdient der Krankenpfleger weniger als der Automobilmechaniker?

Aber die Probleme der Sorgearbeit betreffen doch nicht nur den Pflegeberuf.

Die Schere zwischen Arm und Reich klafft häufig zu Lasten der Frauen. 93 Prozent der Alleinerziehenden in Frankfurt sind Frauen, lediglich 7 Prozent sind Männer. Frauen sind armutsgefährdet. Ich helfe zum Beispiel auch meiner Tochter immer wieder in der Betreuung ihrer sechs Monate alten Zwillinge. Da brauchen Sie vier Hände. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten das alleine machen.

Der Women’s March hat seinen Ursprung in den USA. Dort formierte sich ein Protestmarsch an dem Tag nach der Amtseinführung von Donald Trump. Sind Sie auch wegen Trump auf die Straße gegangen?

Die Verbindung ist da. Ursprünglich ist es natürlich eine Solidaritätsbewegung. Aber jetzt bewegt sich überall etwas. Nicht nur in den USA, auch in Lateinamerika und Europa. Da gehen Menschen in Polen, Frankreich, Spanien und Italien auf die Straße. In Deutschland kommt das auch langsam an. Hier drückt der Schuh vielleicht nicht so stark wie anderswo, aber er drückt auch.

Was erhoffen Sie sich vom Women’s March am Samstag?

Ein wachsendes Bewusstsein in der Gesellschaft ist da. Man schaue sich zum Beispiel die neue Gillette-Werbung an: Es entsteht ein neues Männerbild. Ich hoffe, dass das nur ein Anfang ist nach 100 Jahren Wahlrecht für Frauen. Damals ging es um politische Rechte, heute geht es um soziale und wirtschaftliche Rechte. Wir müssen das Patriarchat und den Kapitalismus entsorgen. Das Patriarchat sind nicht die Männer. Es gibt auch Frauen, die patriarchal denken.

Elfriede Harth ist Aktivistin und Mitbegründerin des Care Revolutions Netzwerks Rhein-Main. Sie ist „so alt wie das Grundgesetz“ – wie sie selbst sagt (70 Jahre alt), fünffache Mutter und zwölffache Großmutter. Vor ihrer Rente hat sie für Frauenthemen gearbeitet.

Quelle:

https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Politik-10/Gespraech-mit-Elfriede-Harth-ueber-den-Womens-March-Wir-muessen-das-Patriarchat-entsorgen-33381.html?newsletter_id=4119

Von der 4in1 Perspektive zum Frauen*streik

Oder der lange Atem und die Selbstermächtigung

 

Gedanken zu einer Veranstaltung

Etwa 100 Personen waren gekommen. Oder besser mehr, denn das ist in etwa, was das Titania fasst. Und es mussten immer wieder Stühle geholt werden. Auch einige Babys waren von ihren Müttern mitgebracht worden. Viele Frauen* können eben – oder wollen auch nicht – ihre Kinder irgendwo lassen, wenn sie sich politisch engagieren. Und warum sollten sie es denn tun (müssen)? Sind Kinder nicht auch Bürgerinnen und Bürger? Gebührt ihnen nicht ein legitimer Platz im öffentlichen Raum, statt in die Unsichtbarkeit der Privatsphäre verbannt zu werden? Schließlich geht es (auch) Kinder an, was in der Politik gemacht wird. Es ist auch ihre Welt, die da gestaltet wird. Und wenn sie dabei sind, wird das vielleicht weniger ausgeblendet.

Und genau darum ging es in einer Veranstaltung von Care Revolution Rhein-Main am 25.9.18 in Frankfurt. Um Teilhabe. Und um Verantwortung. Um eine neue Verteilung der unterschiedlichen Tätigkeiten, die für das menschliche Leben als Individuum und das Zusammenleben in der Gemeinschaft notwendig sind. Wie kann jede und jeder sich voll entfalten, also frei sein, sich als Mensch verwirklichen und gleichzeitig die Bedingungen mitgestalten, die es allen ermöglichen, frei und gut zu leben? Denn wir hängen voneinander ab.

Frigga Haug identifiziert in ihrer 4in1Perspektive vier Felder, in denen Menschen tätig sein müssen, damit das Gute Leben für Alle Wirklichkeit werden kann. Da ist einmal die Fürsorge für sich selbst und für andere. Alle jene Tätigkeiten, die uns überhaupt am Leben halten. Also Nahrung zubereiten und Essen anreichen. Vor Gefahren schützen, aber auch vor Hitze, Kälte, Nässe oder Schmutz. Bei Angst beruhigen und bei Verlusten trösten. Bei Mutlosigkeit und Schwäche ermutigen. Die Erfahrung von Zugehörigkeit ermöglichen. Die Muttersprache lernen und aller Kodizes, die notwendig sind, um mit anderen Menschen zu kommunizieren, z.B. ein Minimum an Empathie und Höflichkeit. Und vieles mehr.

Ein zweites Tätigkeitsfeld ist das der Lohn- oder Erwerbsarbeit. Eine Tätigkeit, in der wir gegen Bezahlung bestimmte Aufgaben erfüllen. In unserer sehr arbeitsteiligen Gesellschaft, in der sehr viele Güter und Dienstleistungen gekauft oder bezahlt werden müssen, ist es für die meisten Menschen notwendig, eine Tätigkeit auszuüben, die Geld generiert. Nur wenige, z.B. reiche Erb*innen, verfügen über so viel Geld, dass sie sich keine Gedanken darüber machen brauchen.

Dann ist da noch ein dritter Tätigkeitsbereich, der ebenso wichtig ist, aber zu Unrecht oft als Luxus betrachtet wird, nämlich Muße, Kunst und Bildung. Es sind alle jene Tätigkeiten, die einem Menschen ermöglichen, sich weiter zu entwickeln, seine Kreativität und alle sonstigen Fähigkeiten, z.B. auch das kritische Denken. Ein Tätigkeitsfeld, in dem der Mensch Selbstzweck ist.

Der vierte Bereich schließlich ist die Politik, also das gemeinsame Gestalten und Aushandeln der gesellschaftlichen Bedingungen, die das Zusammenleben bestimmen. Ein Bereich, der gegenwärtig allzu leichtfertig abgegeben wird, an „Berufspolitiker“.

In unserer Gesellschaft haben diese vier Tätigkeitsbereiche eine völlig unterschiedliche Wertung. Die Lohnarbeit nimmt einen unverhältnismäßig großen zentralen Raum ein. Alles andere dreht sich darum und wird ihm untergeordnet. Dadurch kommen die anderen Tätigkeitsbereiche viel zu kurz und werden als eher wertlos erachtet. Es verkümmert so vieles bei Vielen. Es breitet sich Ungerechtigkeit aus. Teilhabe wird unmöglich und das Gute Leben für Alle eine unerreichbare Utopie.

Wie lässt sich diese Schieflage verändern?

Zuerst dadurch, dass man die Lage als Schieflage erkennt. Und dann, indem die Gründe dafür analysiert werden. Und dafür sind genau Muße und Bildung notwendig. Und das braucht Zeit. Und damit sind wir bei der Feststellung der unterschiedlichen Wertigkeit von Zeiten. Denn Zeit als Ressource hat eine ganz anderen Stellenwert in der Lohnarbeit als z.B. in der Fürsorge oder der Muße. Je weniger Zeit für die Produktion bestimmter Güter gebraucht wird, desto größer ist die Produktivität. Und Produktivität ist ein zentrales Kriterium in diesem Bereich, wo Wertschöpfung durch möglichst große Einsparung von Arbeitszeit bestimmt ist. Arbeit muss hier so organisiert werden, dass möglichst viel Zeit eingespart wird. In der Fürsorge dagegen darf keine Zeit eingespart werden. Die Qualität der Fürsorge hängt maßgeblich von der Menge der zur Verfügung stehenden Zeit ab. Es gibt eben (Lebens-)Prozesse, die sich nicht ungestraft beschleunigen lassen. Die Logik der Wertschöpfung durch industrielle Produktion für den Markt darf nicht in die anderen Tätigkeitsbereiche übertragen werden, weil dort Wertschöpfung, also die Schaffung von Wertvollem einer ganz anderen Logik folgt.

Eleonora Roldan Mendivil ergänzte Friggas Ausführungen mit einem Bericht über die Bildung des Berliner Frauen*streikbündnisses. Wir leben in einem historischen Moment, wo an vielen Orten der Welt, und besonders an ihren sogenannten Rändern (Lateinamerika, Indien) aber auch in den USA, in Spanien und Polen sich gerade Frauen* massiv mobilisieren. Sie lehnen sich auf gegen Patriarchat und Kapitalismus. Und da sollten – oder besser: können auch wir in Deutschland ganz unterschiedliche Spektren, die eine gesellschaftliche Veränderung wollen, mutig bündeln, um gemeinsam die große Transformation zu gestalten.

Dafür müssen wir miteinander ins Gespräch kommen und uns gegenseitig zuhören, um aus den unterschiedlichen Erfahrungen voneinander zu lernen – (Tätigkeitsbereich der Bildung!). Wir sind erzogen worden und in die Schule gegangen in einem (formellen und informellen Bildungs-)System, das das herrschende neoliberale Patriarchat reproduziert. Der jeweilige Leidensdruck der Einen und Anderen kann aber dazu führen, das Hergebrachte zu hinterfragen. Und zusammen können wir dann gemeinsam neue Antworten suchen und finden. Feminist*innen haben schon immer die eigene Erfahrung als wichtige Wissensquelle betrachtet. Wir müssen Expert*innen sein für unser eigenes Leben oder es werden.

Um das bisher in der patriarchalen und neoliberalen Sozialisation Erlernte zu verlernen und ein neues Denken zu entwickeln, braucht es Zeit. Und es braucht Erfahrungen, die gemacht und analysiert werden müssen. Wenn wir uns also auf den Weg machen, uns und die Gesellschaft zu verändern, werden wir einen langen Atem brauchen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, sondern erst allmählich. Es muss ein Prozess sein, der sich von unten nach oben, von den Rändern zur Mitte hin vollzieht, damit nicht nur kleine Trostpflaster verteilt werden, ohne dass die Strukturen angetastet werden. Wir müssen uns auf den Weg machen und uns gemeinsam selbst ermächtigen, und immer mehr werden, die daran arbeiten, die herrschende Wertigkeit der Tätigkeitsbereiche umzuwerten und somit auch die herrschende symbolische Ordnung zu verändern.

Die nächste konkrete Etappe ist der 8. März 2019. Unsere Aktionen an dem Tag werden sein wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird. Die Wellen werden immer weiter und weiter werden.

Gelegenheit, sich mit auf den Weg zu machen gibt es am 9.11. in Göttingen, Dort findet nämlich das nächste überregionale Netzwerktreffen von Care Revolution statt, und an den beiden darauf folgenden Tagen ein großes Vernetzungstreffen des Frauen*streikbündnisses.

Elfriede Harth

Inklusives Lichtermeer zum ersten Mal in Frankfurt am Main

InklusiverLaternenlauf_Frankfurt1Am 27. Oktober fand der erste inklusive Laternen- und Lichterlauf in Frankfurt am Main statt. Er wurde gemeinsam vom Netzwerk Inklusion Frankfurt und vom Netzwerk Care Revolution Rhein-Main organisiert.

Einen Eindruck davon bekommt Ihr hier.

Diese Aktion für mehr Inklusion wurde 2011 in Hamburg von den Vereinen nestwärme und Nicos Farm initiiert und findet inzwischen in mehreren Städten Deutschland unter dem Motto „Ein Licht von Kind zu Kind“ statt.

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Lichtermeer am 27. Oktober 2017 – dieses Jahr auch in Frankfurt

LichtermeerAm 29. Oktober 2011 fand in Hamburg und sechs weiteren deutschen Städten zeitgleich eine ganz besondere Premiere statt: Der bisher einzige bundesweite Laternenlauf für behinderte Kinder initiiert von den Vereinen nestwärme und Nicos Farm e.V. Seither versammeln sich jedes Jahr Ende Oktober, dieses Jahr am 27.10. um 18 Uhr, Menschen vor der malerischen Kulisse des Hamburger Rathausmarktes, um ihre Lichter und Laternen gemeinsam um die Binnenalster zu tragen.

Das Lichtermeer hat sich inzwischen auf über 10 Städte verbreitet. Dieses Jahr ist Frankfurt zum ersten Mal dabei. Treffpunkt dort ist am Historischen Museum, Saalhof 1, ebenfalls am 27.10. ab 17.30 Uhr.

Das Lichtermeer wird in Hamburg und Frankfurt von den örtlichen Regionalgruppen des Netzwerks Care Revolution unterstützt.

1. Mai in Frankfurt – Tag der unsichtbaren Arbeit

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Die Gewerkschaften marschierten. Am „Tag der Arbeit“. Welche Arbeit? – Ist das auch der Tag der Erwerbslosen? – Und was ist mit all den Tätigkeiten, die zwar grundlegend sind für unsere Gesellschaft, die aber nicht bezahlt und daher gar nicht als Arbeit anerkannt werden, was man/frau spätestens bei der Rente schmerzlich zu spüren bekommt?

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Wir sollten die Begriffsverwirrung endlich richtigstellen. Frauen haben genug Arbeit. Was ihnen fehlt ist ein gerechtes Einkommen und Zeit. Zeit für sich und für Belange, die ihnen persönlich wichtig sind und Zeit um das öffentliche Leben stärker mitzugestalten.

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Equal Care Day Veranstaltung in Frankfurt

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Frankfurt hat am 28.2.17 als erste Stadt der Bundesrepublik, wenn nicht vielleicht von Europa oder gar weltweit, den Equal Care Day offiziell mit einer Abendveranstaltung begangen. Almut Schnerring und Sascha Verlan setzten 2016 – einem Schaltjahr – die Idee in die Welt, dass der 29. Februar zum Equal Care Day deklariert werden sollte, weil Männer statistisch vier Jahre brauchen, um die Menge an (meist unbezahlter) Sorgearbeit zu leisten, die Frauen in einem Jahr bewältigen. Um vielleicht dennoch etwas schneller eine Bewusstseinsveränderung anzustossen, wurde beschlossen, den Tag jedes Jahr zu begehen, aber an nicht-Schaltjahren eben ersatzweise am 28. Februar bzw. am 1. März.

Zur großen Freude unseres Regionalnetzwerks Care Revolution Rhein-Main wurden wir in die Gestaltung des Programms einbezogen. Wir führten mit einem kurzen Sketch ein in die Thematik, die dann von Prof. Dr. Uta Maier Graewe weiter ausgeführt wurde. Carearbeit wird großteils von Frauen ausgeübt und genießt sehr geringe Anerkennung. Wenn sie erwerbsförmig organisiert ist, dann wird sie schlecht bezahlt, weil sie als “unproduktiv” betrachtet wird. Denn in unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem wird Produktivität gleichgesetzt mit Rentabilität.

So ist also die “Produktion” von Menschen – mit ihnen schwanger zu gehen, sie zu gebären, großzuziehen und sich dabei mehr als eine Nacht um die Ohren zu schlagen, zu ihren Gunsten auf einen bedeutenden Teil des eigenen Einkommens zu verzichten, vielleicht auch auf Karrierechancen und Rentenanwartschaften, die dann der Wirtschaft als Arbeitskraft und noch viel wichtiger Konsument_innen zur Verfügung stehen – so gut wie nichts Wert!?! Jedenfalls nicht wertschöpfend – im Gegensatz zur Produktion von Waren und Dienstleistungen.

Dem Vortrag folgte eine angeregte Diskussion mit den Teilnehmenden, die darum kreiste, dass die ungleiche Verteilung der Carearbeit Frauen in ihren Möglichkeiten am Erwerbsmarkt teilzunehmen, sehr benachteiligt. Und dass diese Teilnahme am Erwerbsarbeitsmarkt die Voraussetzung für eine finanzielle Unabhängigkeit und eine Absicherung im Alter bedeute. Warum denn nicht aus diesem Denkkorsett ausbrechen und Arbeit und Existenzsicherung als zwei unabhängige Größen betrachten? Wir hatten doch gesehen, dass ein sehr großer Anteil notwendiger Arbeit unbezahlt erledigt wird, also keinesfalls “des Geldes wegen”. Gleichzeitig gibt es Menschen, die über immer mehr Geld verfügen, obwohl sie nicht arbeiten. „Ihr Geld tut das für sie“. Die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens könnte doch da vieles verändern. Menschen wären existenziell abgesichert und würden arbeiten, weil sie eine Arbeit als notwendig oder wünschenswert betrachten, nicht um damit ihr Brot zu verdienen. Viele junge Männer würden sich gerne in der Familie einbringen, wenn es ihnen (finanziell) möglich wäre.

Einige Teilnehmende äußerten ihren Überdruss darüber, dass das Thema der ungleichen Verteilung der unbezahlten Arbeit seit Jahrzehnten auf der Tagesordnung der Feministinnen stünde, aber immer noch keinen Deut vorangekommen sei. Wie kann endlich die notwendige kulturelle Veränderung stattfinden? Sind die Mütter daran schuld, weil sie ihre Söhne nicht richtig erziehen? Ganz bestimmt nicht, da Erziehung nicht nur eine Angelegenheit der Mütter ist, sondern der ganzen Gesellschaft, mit ihren Stereotypen und Normen. Alle, besonders die Kulturschaffenden, die Medien, die Werbung, müssen an der Veränderung der Geschlechtervorstellungen arbeiten. Und es haben ja schon Veränderungen stattgefunden. Viele Frauen verweigern z.B. bewusst eine Mutterschaft und damit ein bestimmtes Rollenklischee.

Wie könnte ein Kampf für Veränderung im Carebereich aussehen? Wenn z.B. ein Streik im Krankenhaus oder in der Familie nicht eine Konfliktsituation zwischen den zwei Polen Arbeitgeber und Arbeitnehmerin ist, sondern drei Personen in ein Spannungsfeld setzt: die Sorgetragende (eine Krankeschwester), die versorgte Person (der oder die Patient_in) und den Arbeitgeber (den Träger des Krankenhauses). Wie soll eine Mutter ihr Kleinkind einige Stunden unbeaufsichtigt sich selbst überlassen, um damit Druck auszuüben, damit z.B. mehr Kitas gebaut werden oder sich die Qualität der Kitas verbessert?

Es wurde darauf hingewiesen, dass sich im Zusammenhang mit der wachsenden internationalen Frauenbewegung in Deutschland ein Feministisches Netzwerk gebildet hat, das auch in Deutschland zu einem globalen Frauenstreik am 8. März aufruft. So wird z.B. in Frankreich aufgerufen, weil Frauen zu 21% weniger bezahlt werden als Männer, dass sie am 8. März um 15h30 die Arbeit niederlegen sollen, um auf die Strasse zu gehen und für ihre Rechte zu demonstrieren.

Ja, auch hier in Frankfurt werden wir uns beteiligen. Am 8. März werden wir um 16h an der Davidstatue an der Hauptwache für Care-Sharing demonstrieren. Wir laden alle Frauen ein, und die Männer, die ebenfalls für das Gute Leben für Alle sind: ZUSAMMEN FAIR-CAREN WIR DIE VERHÄLTNISSE!

Solidarisch für gute Pflege – Es ist 5 Minuten vor 12!

Straßenaktion in Frankfurt
Straßenaktion in Frankfurt
Solidarisch für gute Pflege
Solidarisch für gute Pflege

„Mehr von uns ist besser für alle!“ – Gute Care-Arbeit kann nur geleistet werden, wenn die zu leistende Arbeit auf genügend Schultern verteilt wird. Ob in der Krankenpflege, in der Altenpflege, in der Pflege von Angehörigen oder in der Kinderbetreuung. Der Slogan, der vom Personal der Charité gesprägt wurde, gilt für alle Bereiche der Sorgearbeit. Und so haben wir von Care Revolution Rhein-Main uns heute auf der Zeil solidarisiert mit dem Aktionstag von ver.di in den Krankenhäusern für das Einhalten der Pausen.

Gemeinsam mit Aktiven aus dem Frankfurter Netzwerk für Soziale Arbeit haben wir mit Passant_innen diskutiert über den Pflegenotstand. Darüber, dass gute Pflege alle angeht, und dass wir uns besser rechtzeitig mobilisieren. Wir haben Unterschriften gesammelt für die bundesweite Gefährdungsanzeige und Flugblätter verteilt.

Unsere nächste Aktion ist für Mittwoch, den 8. März geplant. Am Internationalen Frauenkampftag, der dieses Jahr unter dem Motto steht „Feminismus ist Widerstand, werden wir in Solidarität mit allen Sorgetragenden Widerstand leisten gegen ein System, das Profit über gutes Leben stellt.

EQUAL CARE DAY in Frankfurt mit Care Revolution Rhein-Main

Für Dienstag, den 28.2.17, um 18 Uhr lädt die Frauendezernentin der Stadt Frankfurt zu einer Abendveranstaltung zum EQUAL CARE DAY ins Museum für Moderne Kunst ein.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit unserem Netzwerk Care Revolution Rhein-Main und dem Frauenreferat statt.

Wir werden in das Thema einführen mit einem Sketch: „Care-Sharing – schon mal was davon gehört“ und nach einem akademischen Referat von Prof. Dr. Ute Maier-Graewe  mit ihr und der Frauendezernentin auf dem Podium sitzen und mit den Teilnehmenden diskutieren.

Den Abschluss bildet ein (tolles) Video der Theatergruppe Swoosh Lieu.

Das Plakat zur Veranstaltung findet Ihr hier.

Pflegenotstand – Entweder jung und gesund sterben oder sich engagieren für gute Pflege.

“Mir gehts schlecht!” sang der Frankfurter Beschwerdechor  das eigens für unsere Liegeaktion vom 10.12. gedichtete Lied zum Pflegenotstand.

Mir geht’s schlecht – Wenn ich nur an ein Altenheim denk – Wo alte Menschen apathisch sind – Wo die Schwester nach Stunden erst kann – Weil sie nur überfordert wird -Mir geht’s schlecht, weil heut wieder mal so ein Tag ist, geht’s mir schlecht.

Passant_innen blieben stehen und hörten zu, lasen die verschiedenen auf der Strasse liegenden Banner und wollten mehr über unsere Aktion wissen. Es kamen Menschen, die in der Pflege arbeiten, solche, die sich Gedanken machen über ihre Zukunft im Alter, junge, die plötzlich nachdenklich wurden…. unsere Flyer unterschrieben und welche mitnahmen zum Weiterverteilen.

jung-sterben

Das Wetter hatte es gut gemeint mit uns. Eine strahlenden Sonne und ein trockener Boden erleichterten die eigentiche Liegeaktion: auf einer orangenen Matte legten sich drei von uns 10 Minuten auf den Boden vor dem Brockhausbrunnen hin. Wie sollen Menschen gepflegt werden, wenn die Arbeitsbedingungen immer schlechter werden? Wenn die einzelnen Tätigkeiten immer schneller getaktet werden, wenn der Pflegeberuf immer weiter ausdifferenziert wird und zentrale Komponenten aus ihm ausgelagert werden? Es geht um den Menschen, also nicht nur um einen Körper, der gewaschen werden soll, Nahrung erhalten muss und Medikamente. Es geht auch um ein Lächeln, um das Gefühl, wertgeschätzt zu werden, um Zeit für ein Gespräch, um Beratung. Es geht um Beziehungsarbeit, die wichtig ist für den pflegebedüftigen Menschen wie auch für den Pflegenden. Denn auch eine pflegende Person will mehr als nur ein Roboter sein, der bestimmte genormte Gesten ausführt. Nur fällt das dem allgemeinen Sparzwang zum Opfer, mit dem Ergebnis, dass sich immer mehr Pflegende frustriert und ausgebrannt und um das Schönste in ihrem Beruf betrogen fühlen, während sich Pflegebedürftige vernachlässogt, ja verwahrlost fühlen.

fbc

Mir geht’s schlecht – Weil die Pflege nichts kosten soll – Weil’s am besten die Mama macht. – Seh‘ ich dann auf den Rentenbescheid – Dann verzicht‘ ich auf Muttertag – Mir geht’s schlecht, weil heut wieder mal so ein Tag ist, geht’s mir schlecht. weiterlesen

Liegeaktion gegen Pflegenotstand

liegeaktion_frankfurtSie tickt unaufhaltsam, die Zeitbombe des Pflegenotstands. Menschen sterben, weil immer weniger Pflegenden immer mehr Arbeit aufgebürdet wird. Aus lauter Überforderung begehen sie manchmal Fehler oder unterlassen wichtige Maßnahmen.
Angehörige pflegen sich in die Armut, weil ihre (Sorge-)Arbeit keinen Anspruch auf Einkommen oder auf Rente bewirkt, sondern als private Lebensentscheidung behandelt wird.
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Für eine Veränderung dieser untragbaren Situation werden wir eine Liegeaktion durchführen. Wir legen uns, um „5 Minuten vor 12“ in der Öffentlichkeit auf den Boden, um dadurch augenscheinlich zu machen, dass es keine gute, menschenwürdige Pflege geben kann, wenn sich die Krise in diesem Bereich der Sorgearbeit weiter ausbreitet. Mit dieser Aktion unterstützt das Regionalnetzwerk Care Revolution Rhein-Main die Kampagne BUNDESWEITE GEFÄHRDUNGSANZEIGE
MACH MIT! Wir sind alle betroffen!

Jede und jeder wird alt und pflegebedürftig. Es sei denn, er oder sie stirbt vorher rechtzeitig!

UmCare! Sozialpolitischer Thementag zur Sorgearbeit in Frankfurt am Main am 19.11.2016

el-u-el-rassismusEs sollte eine Impulsveranstaltung sein. Menschen, die sich privat oder beruflich aus ganz unterschiedlicher Perspektive mit Sorgearbeit befassen, sollten Gelegenheit haben, miteinander ins Gespräch zu kommen um sich zu vernetzen. Denn miteinander – trotz Widersprüche – geht alles besser.  Und? Was kam dabei heraus?

Wie es im ihrem „Blitzlicht” die Arbeitsgruppe „Vernetzung und Frankfurter Aufruf” festhielt: „Wir knüpfen den ersten Faden. Jetzt fangen wir an. Wir wollen aufklären und sensibilisiern. Wir treffen uns am Mittwoch, den 11.1. um 15:00 in der GFFB, Mainzer Landstraße 349, 3. Stock.” Spätestens dort, nach dem ganzen Weihnachtsrummel, wird die Vernetzung mit den „Neuen” fortgeführt.

Von den ca. 80 Teilnehmenden, darunter eine Gruppe Studierende der Sozialen Arbeit an der Hochschule Darmstadt,  haben die Hälfte den Frankfurter Aufruf unterzeichnet, der  – anknüpfend an das bundesweite Netzwerktreffen in Hamburg – als Charta der Selbstverständlichkeiten an alle verteilt wurde. Er wird neuen Interessierten helfen zu verstehen, worum es uns geht. Und wir werden ihn einsetzen bei politischen Entscheidungsträger_innen und ihn zum Beispiel bei den nächsten Wahlen mit Kandidatinnen und Kandidaten diskutieren.

In der Veranstaltung ist es gelungen, dass bereits engagierte, aber auch am Thema neu interessierte Menschen miteinander ins Gespräch kamen. Es wurde an einem schönen, bunten und starken Netz weitergeknüpft, das bereits während der Veranstaltung Impulse für die nächsten politischen Aktivitäten gesetzt hat.

Weitere Information sind im Blog der Care Revolution Rhein-Main zu finden.

Netzwerk Care Revolution Rhein-Main auf Streikkonferenz aktiv

Mit einem Infostand und vielen Vernetzungsgesprächen waren mehrere Mitstreiter_innen unseres Regionalnetzwerks auf der dritten Streikkonferenz zugegen, die dieses Jahr in der Goetheuniversität in Frankfurt stattfand.

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Zentrale Fragen waren z.B. Wie lassen sich zukünftig Arbeitskämpfe, vor dem Hintergrund der neoliberalen Ist-Situation,besser organisieren und durchführen? Sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze werden immer seltener und die Arbeitsverdichtung in allen Branchen steigt, so daß den Menschen immer mehr Angst eingejagt wird und es bald mit der Digitalisierung und Robotisierung ein Privileg sein wird, einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen…

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Wie die Arbeitsverdichtung zeigt, ist nicht Arbeitsmangel das Problem, sondern der Preis, der für die Arbeit gezahlt wird. Die (Lebens-)Zeit der Menschen in Erwerbstätigkeit wird entwertet. Das entpricht zum einen einer realen Lohnsenkung,  zum andern haben Menschen, wenn sie in Rente gehen,nicht ein Pensum von 40 Jahren abgearbeitet, sondern eines, das weitaus mehr Jahren entspricht, ohne jedoch die entsprechende Rente dafür zu erhalten. Sie werden somit immer öfter um die Früchte ihres Fleisses geprellt.

Darüber hinaus erleben Erwerbsarbeit und Mobilität inzwischen eine enorme Wechselwirkung: Es beginnt mit den Pendler_innen, die wegen unbezahlbarer Mieten in Ballungsgebieten lange Anfahrtswege bis zum Erwerbsarbeitsplatz auf sich nehmen. Hier handelt es sich um wertvolle Lebenszeit. Diese fehlt den Pendler_innen für Erholung und Familie und sie wird bei der Entlohnung nicht angerechnet, aber inzwischen zunehmend vorausgesetzt.

Weiter geht es mit der Zeit, die täglich in Verkehrsstaus des Berufsverkehrs verloren wird z.B. von Paketausträger_innen oder von ambulanten Pfleger_innen. Auch diese Zeit wird immer öfter nicht bezahlt, sondern muss z.T. von der oder dem Arbeitleistenden “ersetzt” und so privat auf dem Konto der eigenen Lebenszeit unter “Verluste” verbucht werden.

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Aber nicht nur in der Erwerbsarbeit läuft es so. Auch auf die nicht erwerbsförmig erledigte Arbeit wirkt sich diese Entwertung der (Lebens-)Zeit von Arbeitenden aus. Denn unbezahlt bleibt zunächst alles das, was Erwerbsarbeitende oder solche die ihre Haut auf den Erwerbsarbeitsmarkt tragen.

Was der/die Einzelne “in sich selbst investiert”, um sich besser zu vermarkten, hat regelrecht zu einem Selbstoptimierungwahn geführt. Wieviel Zeit und Kraft wird unbezahlt investiert, um der Figur-, Frisur und Kleidernorm zu entsprechen, die von Werbung und Celebritybildern vorgegeben wird. Wieviel (größtenteils unbezahlte) Zeit und Kraft in formale und informale Weiterbildung. Wieviel unbezahlte, eigentlich für Erholung benötigte Zeit, wird zweckentfremdet um Dinge zu erledigen, die mit der Erwerbsarbeit zusammenhängen. Smartphone läßt grüßen.

Schon die Kinder werden diesem Druck ausgesetzt, einmal von einem Bildungssystem, das seine Hauptaufgabe darin sieht, vermarktbare Arbeitskräfte zu produzieren, und zwar schon von Kindesbeinen an sortiert für den Bedarf im Billiglohnsektor, dem wachsenden Prekariat der Hochqualifizierten und dem schrumpfenden Rest für die (noch) verbleibenden gut dotierten Arbeitsplätze. Einem Bildungssystem, das Wettbewerb statt Kooperation belohnt.

Dann aber auch dem Druck von Eltern, die ihre Angst vor sozialem Abstieg, vor Altersarmut, vor Verlust der Erwerbsarbeit an ihre Kinder weitergeben und sie so gezwungener Maßen zu Selbtsoptimierer_innen in einer entsolidarisierten Gesellschaft dressieren. Eine ganze Reihe Kinder wachsen allerdings auch mit dem Bewußtsein auf, dass sie gesellschaftlich unerwünscht und bestenfalls toleriert werden. Dass sie keine Chancen haben und ihre Lebensperspektive in einer Karriere als “Hartzer” vorgezeichnet ist.

Wachsende Arbeits-Verdichtung in der Produktion von Waren ist ein Problem, sowohl für die körperliche wie seelische Gesundheit der Arbeitenden wie auch unter Umständen für die Qualität der produzierten Waren. Müde Menschen machen leichter Fehler. Um wieviel schwerwiegender wirken sich die Folgen dieser durch Müdigkeit verursachten Fehler, wenn es um die Pflege und Betreuung von Menschen geht. Wenn Patienten versehentlich falsche Medikamente verabreicht werden. Oder wenn “vergessen” wird, ihnen z.B. Schmerzmittel oder andere dringend benötigte Medikamente zu geben. Wenn sie Stunden warten müssen, damit grundlegende Bedürfnisse wie Durst oder aufs Klo gehen erfüllt werden können, weil die Pflegenden neben administrativen Aufgaben einfach zu viele Patienten gleichzeitig zu versorgen haben.

Am Beispiel des erfolgreichen Arbeitskampfs in der Charité konnte gezeigt werden, dass solidarische Mobilisierung, auch außerhalb des Betriebs (Krankenhauses) viel erreichen kann. Auch wenn ein Arbeitskampf stattfindet im Spannungsverhältnis zwischen gewerkschaftlichem Protest und der Arbeit mit Menschen, wie es immer im Sektor der erwerbsförmig organisierten Carearbeit ist. Ob im Bereich der Erziehungs- und Sozial-arbeit, in der Pflege oder der Assistenz.

Genau diese solidarische Mobilisierung will unser regionales Netzwerk vorantreiben. Als konkreten Sektor wollen wir uns auf den Bereich der Pflege konzentrieren und die Aktionskampagne  „Bundesweite Gefährdungsanzeige“ unterstützen.

Sie ist bereits in der Startphase und wird ihren Höhepunkt am kommenden internationalen Pflegetag, dem 12. Mai 2017, erreichen.

Grundeinkommen und Care-Arbeit – Vortrag von Antje Schrupp am 3.9.16 in Frankfurt

Die Politikwissenschaftlerin und Bloggerin Antje Schrupp setzt sich in diesem Vortrag damit auseinander, wie die unter- oder unbezahlte, unverzichtbare Sorgearbeit in den Debatten um das Grundeinkommen einbezogen wird. Richtig verstanden, so heißt es im Ankündigungstext für diesen Vortrag, kann das Grundeinkommen eine Ausgangsbasis darstellen, von der aus neue, gerechte Gesellschaftsverträge und Geschlechterverhältnisse ausgehandelt werden können.

Herren mit Schürzen in Frankfurt anlässlich des 8. März

Eine Gruppe Aktivistinnen des Netzwerks Care Revolution in Frankfurt am Main haben am 5. März 2016 anlässlich des Internationalen Frauentags eine “Schürzenaktion” durchgeführt. Vier Männerstatuen wurden mit Schürzen bekleidet, die die Aufschrift trugen: “Wir Männer fordern: Gleichen Anteil an der unbezahlten Sorgearbeit. Bedingungsloses Grundeinkommen für Alle, um diese Arbeit leisten zu können”.

Mit der Aktion wollen wir auf die Bedeutung der unsichtbaren Arbeit hinweisen, die zum überwiegenden Teil von Frauen, meist unbezahlt, erledigt wird. Diese Tätigkeiten sind unabdingbar und bilden die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens, denn sie befriedigen die grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse. Trotzdem wird ihnen der Status einer Arbeit verweigert. So entstehen aus dieser Arbeit keinerlei Rentenansprüche, was diejenigen, die viel Lebenszeit damit verbrauchen im Alter oft schmerzlich zu spüren bekommen.

Mit der Aktion wollen wir zum internationalen Frauentag darauf hinweisen, dass es in unserer Gesellschaft nicht nur ein Pay-Gap gibt, eine Diskriminierung in der Entlohnung für gleiche Arbeit aufgrund des Geschlechts, sondern auch ein Care-Gap, eine Diskriminierung in der Leistung von größtenteils unbezahlter Sorgearbeit, aufgrund des Geschlechts. Frauen erledigen 80% der Sorgenarbeit. Nur die restlichen 20% wird von Männern geleistet.

Bei den “beschürzten” Männerdenkmälern handelt es sich um Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Heinrich Heine und Ludwig van Beethoven. Sie befinden sich auf dem Goetheplatz und in der Taunusanlage.

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