Das Netzwerk Care Revolution hat Geburtstag gefeiert. 2014 gegründet, begingen wir Mitte September unser fünfjähriges. Und so, wie das Netzwerk auf einer Aktionskonferenz in Berlin seinen Anfang nahm, fand auch die Geburtstagsfeier während einer großen Zusammenkunft statt – dem Feminist Futures Festival in Essen. Dieses Festival wurde gemeinsam von der Rosa Luxemburg-Stiftung, dem Konzeptwerk Neue Ökonomie und dem Netzwerk Care Revolution veranstaltet. Nachdem sich 1.500 Teilnehmer_innen angemeldet hatten, wurde die Anmeldung geschlossen. Ohne wirklich schätzen zu können, wie viele gleichzeitig in den verschiedenen Veranstaltungen, beim Essen oder auf einer der Wiesen im Gespräch waren – es war schon sehr voll, und die Gebäude, Workshops oder die Essensausgabe stießen an ihre Kapazitätsgrenzen. Das macht es nochmals bewundernswerter, wie entspannt, freundlich und neugierig die Teilnehmer_innen – dem Titel des Festivals entsprechend großenteils Frauen* – miteinander umgingen. Das durften wir auch in den von Care Revolution angebotenen Workshops erfahren, in denen unsere Überlegungen zu einer sorgenden bzw. solidarischen Gesellschaft auf große Resonanz stießen.
Sorge und Solidarität. Von verbindender Care-Politik zur solidarischen Gesellschaft
Matthias Neumann und Gabriele Winker
Sorge und Solidarität sind zwei fundamentale Formen, in denen sich Menschen aufeinander beziehen. In diesem Text möchten wir ihrem Zusammenhang nachgehen. Am Anfang stehen ein paar notwendige Begriffsklärungen. Wir versuchen, die Relevanz von Sorge und Sorgebeziehungen als auch politischer Ausgangspunkt zu beschreiben (1) und ihre Verschränkung mit dem Konzept der Solidarität zu entwickeln (2). Jedoch sind Sorge und Solidarität nicht nur konzeptionell, sondern auch politisch verbunden: Angesichts der Auswirkungen neoliberaler Politik und der mit dieser verbundenen Verschiebung der Kräfteverhältnisse ist eine Care-Politik, die tatsächlich etwas verändern will, auf solidarisches Handeln angewiesen (3). In der Folge beschreiben wir die Grundzüge einer „verbindenden Care-Politik“, in der Menschen in verschiedenen Positionen innerhalb von Sorgebeziehungen gemeinsam handeln (4). Dabei ist unter kapitalistischen Bedingungen ein gemeinsames Handeln, das die Interessen aller Beteiligten fördert, auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Menschen in Sorgebeziehungen angewiesen (5). Abschließend plädieren wir für eine Gesellschaft, die in ihren strukturellen Grundzügen sorgendes und solidarisches Handeln unterstützt (6).
Einladung und Anmeldung: Care-Revolution Jubiläum auf dem Feminist Futures Festival
[see English text below]
Offenes Infotreffen zu Care-Revolution (in Bonn)
1. Mai – Tag der (unbezahlten) Sorgearbeit in Bielefeld
Wie in den vergangenen Jahren war auch in diesem Jahr die regionale Care-Revolution Gruppe wieder mit einem Block auf der 1. Mai-Demo vertreten. Dieses Jahr haben wir die Demo auf halber Strecke verlassen, um gemeinsam mit dem Block des Bielefelder Bündnisses für mehr Personal im Krankenhaus und dem Bündnis des feministischen Frauen*queer Streik zum Klinikum Bielefeld weiterzuziehen. Hier haben wir mit ca. 70 Menschen vor dem Haupteingang des Krankenhauses für gute Bedingungen in der Übernahme sorgender Tätigkeiten und insbesondere für mehr Personal im Krankenhaus demonstriert. Wir haben die Bündniserklärung des Bielefelder Bündnisses für mehr Personal im Krankenhaus verlesen, sind mit Patient*innen und Mitarbeitenden ins Gespräch gekommen und haben die Bündniserklärung im Krankenhaus verteilt. Nach einer halben Stunde sind wir geschlossen weitergezogen, um im Ravensberger Park den Care-Revolution Stand aufzubauen und gemeinsam mit den jungen Menschen von Fridays for Future den Redebeitrag von Armin Laschet lautstark zu kommentieren.
Sorge solidarisch organisieren:
Fünf Jahre Care Revolution
Es könnte schön und bereichernd sein – sich um sich selbst und umeinander zu kümmern, Menschen freundschaftliche, nachbarschaftliche, professionelle Unterstützung zu geben. Stattdessen führen die Bedingungen, unter denen wir diese Sorgearbeit leisten, viele von uns zur Erschöpfung, in Armut oder zum Verlust von Empathie, weil all die nötige Sorge gar nicht leistbar ist.
Netzwerktreffen Care Revolution 06.-07. April 2019 entfällt
Leider muss das Netzwerktreffen im April 2019 in Düsseldorf entfallen! Wir haben nicht genügend Rückmeldungen bekommen, so dass wir uns aus entschlossen haben das Treffen abzusagen. Wir wollen natürlich herausfinden, woran es liegt, dass es diesmal so wenig Resonanz gab und arbeiten nun an einem Verfahren um die Gründe zu evaluieren.
Nicos Farm im NDR
Der NDR hat einen kurzen, aber sehr aussagekräftigen Filmbeitrag zum Alltag von Arnold und Nico Schnittger von Nicos Farm, Kooperationspartner im Netzwerk Care Revolution, gedreht. Die Sendung lief darüber hinaus auch in der ARD, im NDR und im MDR. Hier findet ihr den Link zur Mediathek.
8. März – Frauenkampftag in Freiburg
Wie in jedem Jahr haben auch 2019 zwei Bündnisse in Freiburg Aktivitäten zum 8. März organisiert. Care Revolution nahm sowohl vormittags und mittags mit einem Stand auf dem Rathausplatz teil wie auch abends an der Demo. Alles also wie immer und doch anders: Der 8. März war diesmal von Feministinnen bundesweit zum Frauenstreiktag erklärt worden, um nachdrücklicher auf die Überlastung von Frauen* durch Reproduktions- und Lohnarbeit und die miese Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen. Dies führte zumindest zu viel größerem Engagement und mehr Beteiligung an den Aktionen. So beteiligten sich junge und alte Frauen* vor dem Rathaus an dem bundesweiten Sitzstreik 5 vor 12. Auch die Demonstration war mit 1500 bis 2000 Teilnehmenden doppelt so groß wie im letzten Jahr und machte richtig viel Spaß.
20.000 in Berlin zum Frauen*kampftag auf den Straßen
Care Revolution rund um den Frauen*kampftag 2019 in Berlin
Am Vortag des Frauen*streiks 2019 fand am 7. März 2019 in Berlin vor dem Bundesministerium für Gesundheit der „Chic Care Catwalk“ statt. Dazu aufgerufen hatte ein Bündnis von Organisationen aus dem Pflegebereich, bestehend aus: Care Revolution Berlin, Frauen*Streik-Komitee Berlin, IL Gesundheits-AG Berlin, BASTA! Erwerbsloseninitiative Berlin, Pflegeazubis vernetzt und Menschen aus dem Bündnis für Mehr Personal im Krankenhaus.